laut.de-Kritik

Barclay James Harvest trifft auf Shoegazing.

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Manche Menschen reisen um die ganze Welt, andere machen jedes Jahr am gleichen Ort Urlaub. Das Ehepaar Jace Lesek und Olga Goreas fährt einmal im Jahr an den See, an dem sie sich kennen lernten und nach dem sie einst ihre Band benannten: The Besnard Lakes.

Wie auf den Vorgängeralben bringt die kanadische Band auch die Ideen für ihr fünftes Studio-Album "A Coliseum Complex Museum" von dort mit. Den rauen Indie-Pop der ersten Veröffentlichungen ("Volume I", "The Besnard Lakes Are The Dark Horse") spülten sie Schritt für Schritt ab. An dessen Stelle tritt klar im Studio ausdefinierter Progressive Rock. Barclay James Harvest trifft auf Shoegazing.

Standen auf den Vorgängern noch Herzschmerz, Krieg und Tod im Mittelpunkt, steht der Fokus nun auf der Flucht vor dem Obskuren und der Realität. Dies verbinden The Besnard Lakes mit makellosen Gesangsharmonien und üppigen Arrangements. Mit dem Wunsch nach absoluter Präzision selbst aufgenommen und produziert, verliert sich ein Teil der leichten Pop-Melodien und funkelnden Gitarren im Hang zur Kopflastigkeit.

Mit "The Bray Road Beats" gelingt einen verheißungsvoller Einstieg, der aber auch zeigt, dass es der Band in der momentanen Ausrichtung an einem klaren Profil fehlt. Ein dichter Klang aus schwelgerischen Keyboardflächen, hypnotische Sternenstaubgitarren und rumpelnden Schlagzeug unterlegt Laseks melancholischen Gesang. Doch gerade in den darauf folgenden "Pressure Of Our Plans" und "Towers Sent Her To Sheers Of Sound" verzetteln sich die Kanadier schnell im Sound und vergessen, diesem mitreißendes Songwriting entgegen zu stellen.

Erst mit dem in diesem Umfeld minimalistisch wirkenden "Necronomicon" schafft das Album seine überfällige Wende zu einem gelungenen Finale. Von David Bowies "Low" inspiriert, bleibt lediglich eine unterkühlte und fragile Song-Skizze. Darauf folgt das geheimnisvolle "Nightingale" mit seiner einnehmenden, sich voran schleppenden Melodie. Ein Glockenspiel lässt den Track in die Dämmerung abdriften, um dann im Lärm verloren zu gehen. Lasek versucht mit aller Macht den David Gilmour-Soundalike-Wettbewerb zu gewinnen. Nur: Egal, wie nahe man dem Original kommt, eine Kopie bleibt immer nur Kopie.

Das Highlight hebt sich das Ehepaar bis zum Schluss auf. Wenn nur mehr auf "A Coliseum Complex Museum" die Intensität von "Tungsten 4: The Refugee" hätte. Erstmals treten dreckig ätzende Gitarren deutlich in den Vordergrund. Ein bedrohliches Schlagzeug und die schwankenden Synthesizer unterstützen den Kontrast zum restlichen Longplayer. Fuzz-Rock, der zunehmend überkocht und jegliche Zurückhaltung im finalen Gitarrenduell über Bord wirft.

Leider bleibt das Album stattdessen nicht selten abweisend, überproduziert und emotionslos. Schön anzuhören und bis in den letzten Winkel aufgeräumt, verfangen sich The Besnard Lakes dreizehn Jahre nach ihrem Debüt zunehmend in Routine. Der Überraschungsmoment kommt ihnen abhanden. Vielleicht sollten sie sich nach all den Jahren ein anderes Urlaubsziel aussuchen, um daraus neue Inspirationen zu beziehen.

Trackliste

  1. 1. The Bray Road Beast
  2. 2. Golden Lion
  3. 3. Pressure Of Our Plans
  4. 4. Towers Sent Her To Sheets Of Sound
  5. 5. The Plain Moon
  6. 6. Necronomicon
  7. 7. Nightingale
  8. 8. Tungsten 4: The Refugee

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