laut.de-Kritik
Vöglein und Bienchen auf Spacepop-Trip.
Review von Martin LeuteMit dem Debüt haben The Bird And The Bee eines der Überraschungsalben des Jahres 2007 abgeliefert. Ihr musikalisches Zuhause fanden sie bei dem Jazz-Label Blue Note Records. Was insofern plausibel ist, als dass der Retropop des amerikanischen Duos zwar zwischen Club-Electronica und Easy Listening angesiedelt ist, aber auch mit Jazz-Anleihen aus Bossa Nova und Brazilian Tropicalia aufwartet.
Mit "Rayguns Are Not Just The Future" beschreiten Multi-Instrumentalist Greg Kurstin und die Sängerin Inara George nun den Weg des smarten Vorgängers weiter, rücken aber den Jazz-Aspekt zugunsten tanzfreundlicherer Beats in den Hintergrund.
Atmosphärisch bewegen sie sich mit ihrer stets präsenten Nostalgie-Attitüde im großräumigen Spannungsfeld von Bands wie Stereolab, Psapp, Goldfrapp sowie dem französischen Space-Pop einer Laila France und der frühen Air. Im Zentrum der Kompositionen steht die sich unwiderstehlich einschmeichelnde Stimme der Sängerin, getragen von einer feinsinnigen Sound-Architektur aus Synthie-Einlagen, famosen Samples und Gitarren- und Basslinien.
Ob die melodischen Nummern sich nun dynamisch oder entspannt ihren Weg bahnen, das Duo entwirft jederzeit eine lässige Ästhetik zwischen bunt schillerndem Rummelplatz und zarter Psychedelia-Traumwelt, zwischen Glockenspielen, Leierkasten und flauschigen bis kernigen Beats.
Der Disco-Kracher "Love Letter To Japan" könnte ein Song sein, den Lady Gaga nie geschrieben hat, so unerschrocken lockt er auf die Tanzfläche. Auch sonst erweisen sich The Bird And The Bee als facettenreich, flirten hier mit Vaudeville-Pop ("You're A Gad"), entfachen dort zu Spinnett/Piano/Gitarre eine entrückte Stimmung ("Witch", "Lifespan Of A Fly") oder präsentieren zurückgelehnte bis laszive Cocktail-Klänge ("Baby", "Ray Gun", "Meteor").
Der musikalisch inszenierte Retro-Futurismus auf "Ray Guns Are Not The Future" erfüllt alle Kriterien des anspruchsvollen und zeitlosen Lounge-Pops: Er drängt sich nicht zwingend auf, verzichtet bei aller Flächigkeit auf überbordende Opulenz und Brüche und geht lässig ins Ohr. Dabei entzieht er sich mit spannungsreichem wie charmantem Soundkostüm und einer wunderbaren Sängerin der einlullenden Beliebigkeit und lädt zum Schlürfen des nächsten Mixgetränkes ein. Dann mal Prost.
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