laut.de-Kritik
Angeschwollene Halsschlagadern und krampfende Waden.
Review von Kai ButterweckFünf Jahre sind vergangen seit dem letzten Polterwerk der fünf Streetpunk-Stahlköpfe aus Los Angeles. Man sei erwachsener, reifer und vielleicht sogar etwas softer geworden, hieß es vorab. Doch keine Angst, werte Hartholz-Freunde, denn mit der Beschreibung 'softer' meint das Quintett wohl lediglich die mittlerweile perfektionierte Verbindung zwischen Melodie und Härte.
Von einer grundlegenden Durchschlags-Bremse kann nämlich nicht die Rede sein, wenn sich krachende Punk-Tsunamis à la "The Unholy Hand", "Along For The Ride" oder "Youth Wasted" ihren Weg durch die Gehörgänge bahnen. Die Gitarren kratzen, das Schlagzeug scheppert und über allem thront Sänger Matt Caughthrans rotziges Organ, das permanent zwischen wütendem HC-Gebell und markerschütterndem Fanblock-Gebrüll hin und her pendelt.
Wut, Schmerz und Hoffnung bilden das betonstarke Fundament, auf dem sich die Kalifornier in Rage spielen. Zwischen angeschwollenen Halsschlagadern, blutig gespielten Fingern und krampfenden Waden fließt jede Menge Schweiß.
Ganze zweimal ("Torches", "Life Less Ordinary") verlässt die Mannschaft den rauchenden Bunker, um im Freien etwas frische Luft zu tanken und den Akku neu zu laden. Ansonsten gilt das Motto: Augen zu und Feuer frei. Dabei stürzen sie sich aber nicht durchgehend mit hochrotem Kopf und geballten Fäusten ins Getümmel sondern sorgen mit pointiert eingestreuten, offenen Chords und melodischen Ausbrüchen ("Ribcage", "Last Relevation") immer wieder für kollektive Massenumarmungen im Pogo-Pit. Iro-Punks, HC-Stiernacken und Mode-Krawallos: hier reichen sich alle die Hände.
Erwachsener, reifer und softer? Wahrscheinlich ist alles, wie so oft im Leben, nur eine Frage der individuellen Wahrnehmung. Man mag sich aber dennoch kaum vorstellen, wie es denn im Hause The Bronx zugehen würde, wenn sich die Horde irgendwann einmal wieder nach vergangenen Jugenderinnerungen sehnt. Intensiver, kraftstrotzender und dynamischer kann es kaum mehr werden. In diesem Falle also: Danke an die Schöpfungskraft allen Lebens, die dafür sorgt, dass wir jeden Tag älter und nicht jünger werden.
4 Kommentare
Wunderbares Album, hoffentlich folgt noch eine Tour, das letzte Konzert ist schon 2 Monate her!
gute Band!
Tolles Album. Fügt sich nahtlos an die großartigen Vorgänger an.
Stimme des Fronters erinnert sehr an Zico Chain. Album ist gut.