laut.de-Kritik
Punkrock-Hymnen mit englischem Working Rebel-Flair.
Review von Stefan JohannesbergIst London "burning" oder "calling"? "Should I Stay Or Should I Go"? Eigentlich wurscht, Hauptsache die Doppel-Best Of von The Clash rockt im hip hop-verstopften Ghettoblaster und lässt einen melancholisch besoffen über die Straßen Londoner Arbeiterviertel wanken.
Die Songs des The Clash-Debüts immer in hörbarer Nähe, versucht der "I Fought The Law"-grölende Möchtegern-Störenfried genauso vergeblich, die letztes Jahr verstorbene Rotznase Joe Strummer zu kopieren, wie die unzähligen The-Bands der Moderne.
Denn nicht die Sex Pistols, sondern Joe Strummer und Co. trugen mit ihren punkigen Rock'n'Roll-Hymnen das englische Working Rebel-Flair in die weite Welt.
Selbst das schwer zu erobernde Amerika liegt den Jungs Anfang der 80er trotz alter Songs wie "I'm So Bored With The USA" zu Füßen. Den Grund der Euphorie finden Clash-Rookies besonders im zweiten Teil der Collection, die Songs der Alben "London Calling", "Sandinista!" und "Combat Rock" featured.
Nachdem "London Calling" bereits endgültig Pop, Reggae und Ska-Einflüsse aufwies, folgten auf "Sandinista" Hardrock, Rockabilly, Country sowie Gospel, und folgerichtig verkauft sich mit dem Album zum ersten Mal eine Clash-Platte in Amerika besser als in England.
Selbst lyrisch geht es von den Straßen Londons in die große Weltpolitik des kalten Krieges ("Ivan Meets G.I. Joe"). Bei "Combat Rock" vollends auf der Kommerzschiene fahrend, feiern The Clash mit dem Levis 501-Rocker "Should I Stay Or Should I Go" und dem New Wave angehauchten "Rock The Casbah" ihre größten Erfolge.
Selbst zwanzig Jahre später dürfen die beiden Hits auf keiner Abi-Abschlussfeier fehlen. Von den Punkrock-Hymnen früherer Tage fehlt mittlerweile jede Spur, die man ja zum Glück auf dem ersten Part der "Ultimate Collection" wiederfindet.
Im Endeffekt kann die Devise nur lauten: "Da is für jeden wat dabi", wie beim Fetten Brot. The Clash sind für alle da. Die "Clash City Rockers" zocken im "Garageland", Tommys ziehen "The Guns Of Brixton", Reggae-Tante Käthe weiß "Rudie Can't Fail", Hausfrauen fühlen sich "Lost In The Supermarket" und ewig krakeelt der verkappte Punk "Londons Burning", obwohl es eher "Calling" ist. Auf in die Pubs.
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