laut.de-Kritik
Kommt live mit einem Bier sicher besser als auf CD.
Review von Daniel StraubDie Dark-Wave-Formation aus Florida, mit dem für amerikanische Ohren äußerst eigenwilligen Namen The Crüxshadows, darf seit ihrer 2000er Clubhitsingle "Deception" zu den festen Größen in der schwarzen Szene gezählt werden. Mit Sänger Rogues Charisma, tanzbaren Electro-Grooves, einer melodieführenden Geigerin und vorsichtig rockenden Gitarrenriffs wollen sich The Crüxshadows endgültig in der obersten Schwarzkittel-Liga etablieren. Ein Unterfangen, das gelingen könnte.
Auf ihrem inzwischen fünften Longplayer geben sich The Crüxshadows zugänglich, man könnte auch sagen, poppig wie nie. Der überwiegende Teil der Tracks qualifiziert sich mühelos für den Einsatz auf dem Dancefloor. Alleine die hymnischen Electro-Stomper "Cassandra", "Flame" und "Citadel" sichern The Crüxshadows Dauerpräsenz in den Clubs und funktionieren prima auf jedem Konzert. Kein Wunder, dass die Band die vergangenen Jahre hauptsächlich on the road zugebracht hat und so ziemlich überall aufgetreten ist, wo sich schwarze Seelen gerne versammeln.
Was auf einem Festival mit einem Bier in der Hand live noch ganz gut ankommt, muss auf Platte nicht unbedingt der Renner sein. Diese Erkenntnis stellt sich spätestens nach der Hälfte von "Ethernaut" heraus. Rachel McDonnells pathetisch und dick aufgetragene Geigenmelodien nerven bereits nach dem zweiten Track extrem und machen den Rest von "Ethernaut" zur Geduldsprobe. Stacey Campells Gitarrenspiel bleibt profillos, im besten Fall legen sich ihre Gitarrenakkorde schwammig über den dumpfen Electro-Groove.
Wie viele schwarze Bands, die auf synthetische Rhythmen setzen, machen es sich auch The Crüxshadows wieder sehr einfach: die Grooves stampfen billig nach vorne, machen in ihrer Einfallslosigkeit allenfalls noch Dancefloor-Produktionen Konkurrenz. Das hat zwar auch bei den zahllosen Weiberelectro-Bands niemanden gestört, macht "Ethernaut" aber trotzdem keinen Deut interessanter.
So spielen sich The Crüxshadows angestrengt durch die gesamte Platte und man wünscht sich bei jedem neuen Song, dass die Schatten doch ein wenig mehr Zeit im Studio zugebracht hätten, anstatt den Sommer über von Festival zu Festival zu fahren.
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