laut.de-Kritik
Wie die Hirschkeule neben der nassen Auster.
Review von Michael EdeleSeltsamer hätte das erste Zusammentreffen mit The Cumshots kaum sein können. Ein oder zwei Songs hörte ich über die Pressezelt-Anlage auf dem Summer Breeze-Festival im Duett mit einer andere Band (weil der Pfosten hinter dem Tresen zu blöd war, die andere Anlage auszuschalten), dabei ein gemütliches, fast schon bizarres Interview geführt und wenig später einen intensiven Livegig von der Band gesehen.
Und nun sitzt man hier, hat "A Life Less Necessary" auf dem Kopfhörer, die Bilder des abseits der Bühne freundlichen, auf der Bühne vollkommen abdrehenden Max Cargo im Kopf und hört neun Songs, die sich in nichts einordnen lassen, was einem bisher untergekommen ist.
Hier mischen sich nicht einfach grüne, gelbe, blaue und rote Gummibärchen, auf "A Life Less Necessary" liegt die gebratene Hirschkeule neben der nassen Auster gleich hinter dem Topf mit Chili. Schon Appetit bekommen? Los gehts.
Noch relativ überschaulich und im mittleren Tempo legt "What Bleeds Must Be Butchered" los. Zumindest was die musikalische Seite angeht (wenn man von der Eruption im Mittelteil absieht). Gute Melodien und der melodische Gesang von Gitarrist El Doom tragen ihren Teil zur Eingängigkeit bei. Für den deftigen Schlag ins Gesicht sorgt Shouter Cargo und vor allem seine wütenden, intelligenten und stark provozierenden Texte, die sich durch das ganze Album ziehen.
Genau wie die Single "I Drink Alone" vom Vorgänger, weist auch die Fortsetzung "I Still Drink Alone" ordentliches Hitpotential auf. Allerdings thrasht das Teil nach einem besinnlichen Gitarrenintro erst mal kräftig los und Max kotzt sich dazu die Seele wieder frei. "I'm sorry, mom, I still drink alone!", erklärt uns El Doom den wohl vergeblichen Versuch von Max, seine Mutter ein wenig zu beruhigen.
Wütende, aggressive Parts mit ordentlich Zunder im Arsch tauchen auf der Scheibe immer wieder auf. Vor allem Drummer Chris Bartender gibt kräftig Gas, spielt der Kerl doch sonst auch bei diversen Black Metal-Bands und war auch bei Black Comedy aktiv. An diese und ähnlich gelagerte Bands wie Mnemic oder RE:AKTOR erinnert auch "Blood Don't Lie" in weiten Teilen.
Während hier der Mittelpart mit den Streichern allerdings ein wenig wirr gerät und das Gedudel, das den Song über acht Minuten streckt, vollkommen überflüssig ist, darf man die meisten Wendungen innerhalb der Songs als gelungen bezeichnen.
Da wären zum Beispiel die jazzigen Zwischentöne mit ausufernden Hammondorgeln und der starke weibliche Gesang in "And The Sun Pissed Red". Selbst in einer anfangs deutlich im Death Metal angelegten Nummer wie "This Dog Won't Hunt" bekommen sie die Kurve zum melodischen Chorus. Das düster beginnende "Existence Should Be Singing" geht sogar in einer herrlich elegischen Melodie auf, die trotz aller Melancholie beinahe was Hoffnungsvolles hat.
Zur Abwechslung mal richtig relaxt, laid back und arschcool rockt "Tiny Crosses". Max röhrt zwar auch hier wie ein wütender Elch mit ner stacheligen Kastanie am Sack, aber hey, was soll's. Das Break zum verträumten, von Streichern unterlegten Mittelpart mit Cleangesang ist zwar nicht sonderlich ausgefeilt, aber die tollen Melodien entschädigen einfach für vieles.
10 Kommentare
Komischer Bandname.
@lautuser (« Komischer Bandname. »):
Tja, es gibt auch Bands (is eigentlich mehr ein Projekt) die "Dicks On Fire" heißen. Is auch nich schlecht.
Pure Effekthascherei
"I still drink alone" ist ja echt mal 'n geiler Song.
Echt ne coole Mischung.
allein wegen des namens lohnt ne anschaffung der cd
Hammer Platte! Der Sound ist besser als beim Vorgänger "just quit trying", dafür knallen die Songs nicht mehr so sehr. Sie sind dafür komplexer geworden. Max Cargo hat weniger zu brüllen, dafür kommt Gitarrist El Doom öfter zu Wort. Auch nicht übel. In "and the sun pissed rain" gibt es sogar tollen weiblichen Gesang. Auch die Song-Fortsetzung "i still drink alone" ist wieder mal ein HIT!