laut.de-Kritik

Als Ausgleichsnahrung für Anathema und Katatonia zu empfehlen.

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Anathema haben gerade mit "Weather Systems" ein kleines melancholisches Meisterwerk hingelegt. Sowohl musikalisch als auch textlich bewegen sich die Briten darauf immer wieder nah am Kitsch, was im Gesamtkontext aber keine wesentliche Rolle spielt. Wer sich dennoch dran stößt, sollte vielleicht mal den Italienern von The Foreshadowing ein Ohr leihen, denn das Sextett bleibt trotz aller Melancholie den elektrischen Gitarren treu.

Im Schatten von Anathema bzw. Katatonia ist es schwer zu bestehen. Da aber Erstere sich immer weiter von elektrisch verstärkter Musik entfernen und Zweite kaum in die Gänge kommen, könnten sich The Foreshadowing eine ernstzunehmende Chance erarbeiten. Mit "Days Of Nothing" und "Oionos" haben die Südeuropäer bereits zweimal gut vorgelegt und auch "Second World" ist wieder ein wirklich starkes Album geworden.

Rauschender Wind und ein knisterndes Feuer - und eine durchgeladene Kanone leiten den aufrührerisch "Havoc" betitelten Opener ein, doch an Stelle von rasender Zerstörung schallen die gewohnt düsteren, melancholischen Klänge aus Alessandro Paces und Andrea Chiodettis Gitarren. Dazu gesellen sich das Keyboard von Francesco Sosto und der warme, einprägsame Gesang von Fronter Marco I. Benevento. Oben drauf noch ein paar Chöre und die Gänsehautstimmung ist perfekt.

Die Fähigkeit, eine solche zu erzeugen, scheinen die Italiener mit der Muttermilch aufgesogen zu haben. Das Album lädt quasi dazu ein, sich einen Abend beim Rotwein und Kerzenschein zu gönnen und den Klängen von "Second World" zu lauschen. Da stört es auch ganz und gar nicht, dass sie mit "Outcast" dicht im Fahrwasser von Paradise Lost schippern und Marco zeigt, dass er auch eine angenehmen Tiefe aus seinen Stimmbändern hervor locken kann.

Doch The Foreshadowing können auch anders. "Aftermaths" ist beispielsweise ein Monolith von einem Song und beherrscht die Szene mit einem gigantischen Riff, bevor im Refrain elegische Melodien einzelne Risse in die Oberfläche brechen. Die Gitarrenarbeit ist meist sehr simpel, stellenweise gar monoton, doch gerade DAS schafft die perfekt Unterlage für die Melodien von Keyboard und Gesang und lässt ganz nebenbei auch Drummer Jonah G. Padella Raum für ein markantes, abwechslungsreiches Spiel.

Dem gegenüber steht ein fragiler Song wie "Colonies", der zunächst ausschließlich mit akustischen Gitarren und Gesang funktioniert und sich anschließend mit Orgelklängen und Tribaldrumming langsam und bedrohlich steigert, oder das komplett ruhige "Friends Of Pain". Man könnte tatsächlich glauben, es mit Exil-Briten zu tun zu haben, bei der klanggewordenen Tristesse und Melancholie. Als Ausgleichsnahrung für Anathema und Katatonia nur wärmstens zu empfehlen.

Trackliste

  1. 1. Havoc
  2. 2. Outcast
  3. 3. The Forsaken Son
  4. 4. Second World
  5. 5. Aftermaths
  6. 6. Ground Zero
  7. 7. Reverie Is A Tyrant
  8. 8. Colonies
  9. 9. Noli Timere
  10. 10. Friends Of Pain

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