laut.de-Kritik
Kraftwerk meets Funk meets Acid meets House. Sehr erfreut!
Review von Gregory BritschEs gab Zeiten, in denen ging es Juan Maclean nicht besonders gut. Mental und körperlich ausgebrannt sowie kreativ an einem Tiefpunkt angelangt, drohte er nach jahrelanger Sucht endgültig im Drogensumpf zu versinken. Nach Entzug und Studium meldete sich sein verloren geglaubtes Interesse am Musikmachen allmählich wieder zurück. Den vorläufigen Höhepunkt Macleans neugewonnener Motivation stellt somit sein größtenteils selbst eingespieltes Debütalbum "Less Than Human" dar, mit dem er zugleich alten, geliebten Helden eine Referenz erweist.
Dazu zählen zweifelsohne Kraftwerk, an die man sich nicht nur beim Eröffnungsstück "Ad2003" erinnert fühlt. Der Slapbass des Funkbrechers "Give Me Every Little Thing", der obendrein ein wenig nach Talking Heads riecht, könnte ebenso gut von Bootsy Collins bzw. Funkadelic entliehen sein. "Less Than Human" steckt voller Hin- bzw. Querverweisen aus der Vergangenheit elektronischer und nichtelektronischer Tanzmusik, zu denen auch Orbital bzw. ein Giorgio Moroder zählen.
Trotz aller musikalischen Ähnlichkeit zu den erwähnten Künstlern kopiert Maclean nicht, sondern belässt es beim Zitieren. Er vollbringt das Kunststück, diese Einflüsse so in seinen Sound zu integrieren, dass die Stücke zwar teilweise bekannt klingen - andererseits doch auch immer wieder neu. Die erste Singleauskopplung "Tito's Way" zum Beispiel, ein wahrlich energiegeladener Track, wartet mit Acid House-ähnlichen Synthielines, Bleeps und der für DFA-Platten fast schon obligatorischen Cow Bell auf. Ebenso weiß das treibende "Crush The Liberation" zu überzeugen.
Darüber hinaus erweist sich Maclean als Meister des Synthesizers. Die Klänge, die er seinen Gerätschaften entlockt, üben eine nicht zu leugnende Anziehungskraft aus, wobei man sich gelegentlich fragt, ob das eine oder andere Arrangement aus Melodien und Flächen nicht doch seiner Vergangenheit als Drogenkonsument geschuldet ist. Gewiss nicht unbedingt das originellste Debüt, aber ein sehr Unterhaltsames.
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