laut.de-Kritik
Doku mit Rob Zombie, Eddie Vedder und den Simpsons.
Review von Michael SchuhJa, nu isses aber dann auch mal gut, dachte ich so bei mir, als mit "We're Outta Here" nach der "Raw"-DVD vom letzten Monat schon wieder ein Ramones-Mitschnitt in die Redaktion flatterte. Der kürzliche Tod des Gitarristen Johnny Ramone scheint sich ja wieder prächtig auf's Geschäft auszuwirken, was andererseits bei einer Band wie den Ramones nicht weiter bedauerlich ist (höchstens, dass sie die Kohle sicher gerne zu Lebzeiten verprasst hätten).
Nach außen hin als reines Livedokument gekennzeichnet, verbirgt sich dann doch die ein oder andere Überraschung auf "We're Outta Here". Der Titel spielt auf das Abschiedskonzert der Truppe an, von jenem '96er Gig in L.A. stammen aber nicht alle Songs. Vielmehr ist der zweistündige Film eine schön aufbereitete Dokumentation über die Punkrock-Legende von Clip-Regisseur Kevin Kerslake (Nirvana - "Come As You Are"), bei der zahlreiche Musiker zu Wort kommen.
Aus dem engen NY-Zirkel stammen die Ramones-Fans der Talking Heads (nicht dabei: David Byrne) und Blondie, auch Horror-Metaller Rob Zombie schwärmt in höchsten Tönen über Joey und Co. und reiht sich damit in die riesige Fangemeinde ein, die u.a. noch Experimentalfilmer und Musiker Vincent Gallo, Dead Kennedys-Sänger Jello Biafra und natürlich Lemmy Mottenkopf Kilmister umfasst.
Letzterer war natürlich auch auf dem Abschlusskonzert der Truppe in Los Angeles mit dabei und hilft Joey beim Motörhead-Klassiker "R.A.M.O.N.E.S." aus, einer musikalischen Verbeugung des Warzenmannes. Pearl Jams Eddie Vedder kommt über Backgroundgesang hingegen nicht hinaus, während der damals noch als Soundgarden-Sänger tätige Chris Cornell in einer schönen Backstage-Szene Ramones-Drummer Marky beim Warm-Drumming beobachtet.
Regisseur Jim Jarmusch, der von sich behauptet, seinen Mut zur Filmerei maßgeblich durch die von den Ramones geprägte Kunstform der Simplizität erlangt zu haben, preist die Band vor allem dafür, dass sie Texte für eine Jugend schrieb, deren Alltag sich maßgeblich um White Castle Burger und B-Movies drehte. Jene Teenager könnten vielleicht auch in kaputte TV-Sendungen wie die Uncle Floyd Show reingezappt haben, wo sich der Moderator für keinen noch so lauen Scherz zu schade ist.
Schön an den auf "We're Outta Here" vorgestellten Nostalgie-Szenen ist vor allem, dass nicht auf diffuse Homerecording-Aufnahmen zurück gegriffen wurde, bei denen man kein Wort versteht (wie allzu oft auf der "Raw"-DVD), sondern zumeist auf sinnvolle Ausschnitte. Ein Highlight ist der qualitativ hochwertige Auftritt im Januar 1975 mit dem Song "Loudmouth" und einem Joey Ramone, dem die Matte erst noch richtig ins Gesicht wachsen muss. Als Krönung ist ein Ausschnitt der Simpsons-Folge "Happy Birthday To Mr. Burns" auf der DVD zu sehen, in der die Ramones mit einem Kurzauftritt im Atomkraftwerk glänzen. Und wer kann das schon von sich behaupten?
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