laut.de-Kritik
Robocop Kraus vs. Auge, Bratwürstl + Christkindlmarkt: 12 - 0 n.V.
Review von Dominik KrausWenn mich vor zwei Wochen noch jemand gefragt hätte, welche Begriffe mir im Zusammenhang mit der Frankenmetropole Nürnberg so gaaanz spontaan einfallen, hätte ich sicher mit einem gelangweilten "Auge, Bratwürstl und Christkindlmarkt" geantwortet. Doch dann kam er: The Robocop Kraus, mein Namensvetter aus Hersbruck c/o Nürnberg. Und mit ihm sein wunderbares neues Machwerk "Living With Other People".
Schon beim ersten Song, dem wunderbar rotzigen "Fake Boys", war mir eigentlich klar: Ich werde diese Platte lieben. Und tatsächlich, das große Versprechen, das die Robocops uns gleich zu Beginn vor den erstaunten Latz knallen, wird auf "Living With Other People" Song für Song für Song eingehalten und ausgebaut. Sehr fresh, angenehm selbstbewusst und mit viel positiver Energie bringen die Herren Kraus der erstaunten Zuhörerschaft ihr Ding näher. Und dieses Ding ist ziemlich vielgestaltig und facettenreich. Dabei jedoch ganz und gar aus einem Guss.
Seine musikalischen Wurzeln hat "Living With Other People" dabei unüberhörbar irgendwo in den frühen Achtzigern, kommen doch beim Hören ständig kleine wohlige Erinnerungsfetzelchen an Bands wie The Clash, Ideal (häh? Orgel !), U2 (Track 7), The Wire, Duran Duran (Track 1), oder auch mal P.I.L. hoch. Das soll jetzt aber auf gar keinen heißen, dass Robocop Kraus 1:1 nach oben genannten Herrschaften klingen, ganz im Gegenteil. Vielmehr gelingt es den Robocops, unter lässiger Nichtverleugnung ihrer diversen Vorlieben ein völlig eigenständiges, irgendwie punkig daher kommendes und doch auch stets poppig bleibendes, in sich geschlossenes Ganzes zu formen. Das zu jedem Zeitpunkt ganz klar nach 2003 und niemals nach Retromumpf klingt.
Das ist umso bemerkenswerter, als auf "Living With Other Peolple" durchaus grundverschiedene Mosaiksteine aufeinander prallen. Wilde Electronica treffen auf Blockflöten-Free-Jazz-Outro-Wahnsinn, Tingel-Tangel-Piano schmust mit 80s Independent-Punk-Guitar und die Orgel orgelt sich einen mit den meist nach vorne gehenden Beats des Drums. Dazu kommt, dass die Songs von ihrer Marschrichtung und Tempo doch sehr verschieden sind. Ruhigeren Tracks folgen hier schon mal unvermittelt recht flotte Burner, ala "Fashion" oder auch "Audience".
Dass aus all diesem eine runde Sache wird, besorgt nicht zuletzt der Gesang. Dieser bildet auf Basis der stets hervorragend passenden Lyrics die Klammer, die jeden Song unverwechselbar "Robocop" macht, und dieses omnipräsente "Denk nach und steh auf und mach was, wenigstens rumspringen muss doch drin sein"-Feeling (Punk für Schlaue?) erzeugt. Dazu hört man einfach, dass diese Band, auch wenn ich Dummerle sie bisher nicht kannte, schon eine ganze Weile zusammen spielt und verdammt tight und stilsicher ist. Nie zu viel, nie zuwenig, immer das Richtige, immer zusammen. Top.
Auf jeden Fall freu ich mich jetzt schon darauf, mit Robocop Kraus im Player die Autobahn gen Italien runter zu brettern und laut "Things don't work that way" aus dem Schiebedach rauszuschmettern. Ich wünsche den Cops und mir einen wunderbaren Strandurlaub und dass ihnen auch in Zukunft noch ein paar solcher Platten aus dem Ärmel schlüpfen. Vielen Dank, 5 Punkte von Herzen.
20 Kommentare
Nürnberg 2003....ruhige Franken"metropole" mit alljährlichen Stadionrockfestivalspektakel...und sonst? 2.liga fussball...csu diktatur und kaum Parkplätzen.
Lichtstreif!!!
Schon etwas her das Release der Platte..wohl war...aber wer auf disco...garage und ne menge energie abfährt und dabei das gewisse ugenzwinkern sucht. hui! der ist hier richtig!
RADIO 4 war gestern...hier ist der gipfel!
Gleich zu beginn der platte kommt das grinsen über ein nettes gesicht. "Fake Boys" kommt mit der Textzeile "Fake Boys Fake Girls..." sowas von Duran Duran lastig (Wild Boys...) daher, das es einen kurz erschreckt, dann aber mit einem ach 80ziger...und dann jawohl!!! endlich ehrlich!!!
Fake Boys ist der absolute Disco verbrüderungs song. 2 1/2 minütiges energiegetränk ohne bitterkeit. Das darauffolgende "Fashion" bedeutet das weiterbewegen der beine und eine ballende faust in der hüfte. geniale riffs...wunderbarer halb überzogener wave gesang...wave? naja etwas.. "Danny is Passing" setzt das ding zu etwas großem fort. Disco...Pop...garage..wunderbar!! was für ein cocktail!! schon wieder getränkmetapher...
egal...heimlicher höhepunkt ist "NIHIL DISCO" ..."your belief has set us back for decades and centuries and by saying that i asume that there`s progress but there ain't!!!und weiter..all the happy people should be smashed with smithereens" tanzfläche...die jungs gehören dir!!!
ach ja..bei lado veröffentlicht!!
Gute Band, der ich zuerst skeptisch gegenüberstand, die aber eine Wahnsinnsstimmung verbreiten kann (auch und vor allem auf der Tanzfläche). Der Mix ist von BennyB sehr gut beschrieben...und....während die Faust bei "Fashion" in der Hüfte ist, ragt sie bei "Fake Boys" eindeutig in der Luft, Clash-mäßig emporgehoben. Schreit es in die Welt, haut es mit Edding an die Wände....
und ich dachte schon, die kennt keiner hier. was mich nicht wundern würde. zum glück noch gute menschen anwesen!!!
@schwester: ich finds auch nicht, is ne b-seite von todescore album no1 pass the flask, aber nicht von beau produziert.
neue daten!!! diesmal speziell für unsere franzosen hier...
29.03.F-Paris- Les point ephemere
30.03.F-Bordeaux-Son`art
31.03.E-Bilbao-Azkena
01.04.E-Madrid-Revolver
02.04.E-Barcelona-Sidecar
03.04.F-Lyon-Ground Zero
04.04.CH-Zürich-Boschbar
06.04.Köln-Gebäude 9 (+ the thermals) MONSTERS OF SPEX
09.04.Hamburg-Molotow
11.04.Kiel-Meierei (+ the world/inferno friendship society)
12.04.Braunschweig-Nexus (+ the world/inferno friendship society)
13.04.Berlin-Magnet
15.04.München-Atomic Cafe
16.04.A-Graz-PPC
18.04.A-Wien-B72
der 6.4. ist ein ganz wichtiges datum. thermals und robocop kraus für läppische 17€....perfekt!