laut.de-Kritik

Das vielversprechendste Extreme Metal-Debüt seit langem.

Review von

Ein Blick aufs von Costin Chioreanu (At The Gates) gestaltete Cover genügt eigentlich, um zu wissen, worauf man sich bei "Sounds From The Vortex" einlässt: The Spirit spielen finsteren Black Death, stark beeinflusst von skandinavischen Tugenden der späten Achtziger und der Neunziger-Jahre.

Einigermaßen oldschool gestaltet die Band neben der Musik auch ihr Image. Die Vorgabe für Pressefotos lautete anscheinend: "Niedrige ISO-Werte, hohe Blendenzahl", die Mitglieder geben nur ihre Initialen preis: MT, AK, AT, MS. Mehr erfährt man nicht über The Spirit. Beziehungsweise muss man sich alles weitere aus der Musik zusammenreimen.

Relativ sicher scheint, dass die vier einen Weg gefunden haben, in ihrer saarländischen Heimat an Dissection-Platten zu kommen. Die klirrend kalten Arpeggios von etwa "Cross The Bridge To Eternity" hätte Jon Nödtveidt kaum besser hinbekommen. Ein beachtlich dichtes Melodiengeflecht zieht sich durch die Kompositionen. Rasendes Tremolo-Riffing beherrschen The Spirit aber ebenso.

"Cosmic Fear", einer der weniger komplexen Songs des Albums, verströmt Immortal-Feeling. "The Great Mortality" hat ähnliche Momente, den Track zeichnen aber flüssige Wechsel zwischen Hochgeschwindigkeitssalven und schweren, melancholischen Doom-Parts aus. "Fields Of The Unknown" funktioniert nach identischem Prinzip, verschiebt den Fokus allerdings für einen stimmungsvollen Albumabschluss deutlich auf Low-Tempo und Epik.

Richtig progressiv wirds bei "Illuminate The Sky". Nicht nur Sänger MT erinnert hier an Dimmu Borgir, auch harmonisch ergeben sich Parallelen, nur eben ohne Keyboards und Sinfonik. Im Mittelteil spielen The Spirit mit aggressivem Stop-and-Go-Riffing schwindlig, den Höhepunkt des Hakenschlagens erreichen sie mit einer an Opeth erinnernden Clean-Passage im letzten Drittel. Hernach versinken sie in grimmigem Headbanger-Rausch. Selbst diesen schmücken sie im Rahmen monotoner Tremolos mit ausgefeilter Melodiösität.

Im Herbst absolviert die Band ihre erste große Europa-Tour im Vorprogramm Hypocrisys und Kataklysms. Es wird spannend, ob sie die dortige Klientel überzeugen, sind sie stilistisch doch etwas anders geartet. Da The Spirit ihren atmosphärisch überwältigenden Black Metal auf Albumlänge durchweg mit simpler verdaulichen Passagen auflockern und selbst komplexe Zwischenspiele bisweilen höllischen Groove entwickeln, könnte die Reise genauso gut ein Triumphzug werden. "Sounds From The Vortex" ist jedenfalls schon jetzt eins der stärksten Extreme Metal-Releases des Jahres und eins der vielversprechendsten Debütalben in diesem Bereich seit langem.

Trackliste

  1. 1. Sounds From The Vortex
  2. 2. Cosmic Fear
  3. 3. The Clouds Of Damnation
  4. 4. Cross The Bridge To Eternity
  5. 5. Illuminate The Night Sky
  6. 6. The Great Mortality
  7. 7. Fields Of The Unknown

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1 Kommentar mit einer Antwort

  • Vor 6 Jahren

    ich habe von pissection offiziell nie viel gehalten. das lied auf dem Euro-tributsampler war aber nicer als ich zugeben wollte.
    The spirit kann man sich geben. ich finde es tatsächlich nicht übel. der fairness halber. "skandinavischer Black Death" der ende 80er/ganz ganz früher 90er, waren frühe Mayhem Werke und die ersten von Darkthrone. und so klingen The spirit nicht :cool: ;)
    Da Sommer ist, MUSS ich UNMENGEN an schwulem Keyboardeinsatz und Frauengesang in meinem BM haben, was ich hier kritisierend vermisse...aber es passt schon, so ist es jammern auf hohem niveau. ich werde das albung noch ein paar mal rotieren lassen, während ich auf "Holocaust Black'n'Rac metal" warte...das bis jetzt schon ungekröhnte und ungehörte beste verfickte album der letzten Jahre