laut.de-Kritik

Explosive Mischung aus Bass, Gitarren und Bassdrums.

Review von

Das klingt einfach nur geil. Der Kopf zuckt zufrieden im Takt der dicken Bassdrum, die Gitarrenriffs druchfluten den ganzen Körper und diese Stimme von Sänger Craig Wellington ist ohnehin der Knaller. Stell dir vor, Bloc Party treffen bei einem Tanzabend in einem stickig-feuchten Keller auf The Killers, das LCD Soundsystem und The Dead 60s. Spontan gehen sie auf die Bühne, stoßen sich alle den Kopf an der Decke und jammen ein explosives Set zusammen. Das trifft die Richtung ungefähr, aber The Sunshine Underground sind weit mehr als diese zusammengewürfelten Komponenten.

"Raise The Alarm" - das ist eine heiße Melange aus fiebrig zuckenden Hi-Hats, einem Bass, der sich nicht scheut, ganze Melodien zu spielen, einem manisch-hysterischen Sänger, reichlich Handclaps und schlüssig riffenden Gitarren. Neu klingt es nicht, aber es rockt tierisch. Die Bandbreite ist ganz beachtlich.

Während das Cover wie eine Mischung aus düsterer Doves-Ästhetik und schillerndem Scissor Sisters-Style daherkommt, krachts drinnen gewaltig. "Dead Scene" beginnt mit einer trocken sägenden Gitarre, fuzzige Sounds kommen hinzu. Das grooved unheimlich. Immer wieder diese perfekten Breaks mit den eingeworfenen Gitarrenfills. Im Refrain die Explosion, die Tanzbarkeit steigert sich noch, wie auf Knopfdruck funkelt die bunte Lichtorgel vor dem inneren Auge auf.

Der Werbetext weiß, dass sich der Song gegen eine immer coolere und stylebewusstere Indie-Gemeinde richtet. Das sind die mit den großen Sonnenbrillen und den teuren Struwwelpeterfrisuren. Die Ironie liegt jedoch darin, dass die Band wahrscheinlich vorwiegend diese Hipster anziehen wird.

Mit Höhepunkten geizt das Album nicht: "Somebody's Always Getting In The Way" ist so etwas wie eine Ballade. Die kleine Ruheecke zwischendurch. Mit schickem Backgroundsummen. Es klingt alles so vertraut. Nur woher? "Borders" ist dagegen ein wunderbar ins Land rockender Stream of Consciousness.

Kein Song des Albums sticht negativ heraus. Alle Tracks halten die hohe Qualität, die schon ihre ersten Töne versprechen. Kein Lied verleitet dazu, irgendeinen Knopf an der Stereoanlage zu bedienen. Okay, vielleicht schiebt man den Lautstärkeregeler immer ein Stück weiter nach rechts.

Der letzte Track gerät zu einem richtigen Rave-Rock-Jam. Die Band spielt sich den Arsch aus der Hose, walzt mit einer scheinbar tonnenschweren Gitarre und Bass-Kombination ganze Landstriche nieder. Hier werden keine Gefangenen gemacht, die Herren tippen mit der Fußspitze auf fast jedes Effektgerät, das sie besitzen. Ekstatisch und gut. Ein furioser Abschluss. Eine Platte als Erlebnis und Spektakel, das macht Laune und schlaucht gleichermaßen.

Trackliste

  1. 1. Wake Up
  2. 2. Put In Your Place
  3. 3. Dead Scene
  4. 4. The Way It Is
  5. 5. Commercial Breakdown
  6. 6. Somebody's Always Getting In The Way
  7. 7. Borders
  8. 8. Panic Attack
  9. 9. I Ain't Losing Any Sleep
  10. 10. My Army
  11. 11. Raise The Alarm

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18 Kommentare

  • Vor 17 Jahren

    Wieso gibts zu der Scheibe hier eigentlich keinen Thread? Oder liegt das nur an der Forumsumstellung, das ich per Suchen was finde?
    Der VT sollte da doch schon vor Monaten was geschrieben haben...

    Na ja, egal: Nach langem Hören bin ich hin und weg von dem Album. Am Anfang dachte ich, das es auch so ein Schnellschuss ist und nur die Hälfte der Songs wirklich Potential haben. Welch ein Irrtum! Gerade die etwas anderen Songs (ein fast schon Stone Roses-Cover mit Somebody´s always getting in....) auf der zweiten Hälfte der CD machen echt wahnsinnig. Was kann aus der Band noch werden.
    Für die Tanzfläche kann ich "The way it is" nur empfehlen. Laut mitgröhlend Tanzen macht zu dem Song einfach richtig Spass. Umrahmt von Dead 60s "Riot Radio" und Hard-Fi´s "Hard tobeat" und der Yoless tanzt sich mal wieder den Tiger.
    Überhaupt scheinen sie den Groove raus zu haben. Es ist schon ne Unverschämtheit, wie sehr mein Bein immer beim Hören der Platte zuckt und sich versucht rythmisch mituzbewegen!

    Dringend anhören und vor allem wirken lassen. Es lohnt sich!

  • Vor 17 Jahren

    Ich hab den Artikel echt nicht gefunden. Ich will halt immer erst was zu den Platten schreiben, wenn sie sich schon ne Weile bewährt haben...