Porträt

laut.de-Biographie

The Undertones

Wenn man an Feargal Sharkey denkt, hat man meist das Bild einer durchgeknallten 80er-Wave-Tolle mit einem nicht ganz so schlimmen Outfit wie Peter Illmann und grottenschmalzigen 08/15-Popsongs vor Augen. Auch diese Zeit gehört zu Sharkeys Geschichte. Nur wenige wissen, dass der Mann mit dem ungewöhnlichen Namen und einer ebenso ungewöhnlichen Stimmakrobatik zuvor der Sänger einer der besten Punkbands überhaupt war: The Undertones.

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Dort hinterlässt er Songs, die nicht zuletzt dank seiner unnachahmlichen Vibrato-Stimme auch heute noch Menschen mitreißen. 1976 gründen sich The Undertones auf dem schönen Eiland, wo die Kühe noch so richtig glücklich sind. Und das liegt wohl nicht nur am grünen, saftigen Gras, sondern vor allem an der irrsinnigen Musik der Undertones.

Selber Musik zu machen scheint den fünf Jungs am sinnvollsten, denn außer den Wiederkäuern gibt es nicht viel Interessantes in ihrer kleinen Heimatstadt Derry/Nordirland. Anfangs spielen Billy Doherty (Schlagzeug), Feargal Sharkey (Gesang), Mickey Bradley (Bass), Damian O'Neill (Gitarre) und John O'Neill (Gitarre) vorwiegend Coverversionen ihrer Lieblingsbands. Und zwar ganz klassisch in dunklen Kellerräumen.

Mitte der 70er Jahre schwappt eine entscheidende Bewegung durch die britische Musikszene: Punk. Perfekte Inszenierung, technischer Aufwand und das gekonnte Gewichse auf der Gitarre treten immer mehr in den Hintergrund. Es ist egal, ob man drei oder fünf Akkorde spielen kann. Ziemlich schnell entscheiden sich The Undertones dafür, nur noch eigene Songs zu schreiben und voll ins Business einzusteigen.

1978 erscheint die erste EP "Teenage Kicks" auf dem Belfaster Indie-Label "Good Vibrations". Der Titelsong schießt sofort ins Hirn und kickt auch Jahrzehnte später deinen Hintern auf die Tanzfläche. "Teenage Kicks" bleibt 21 Wochen in den Top 20 und erobert auch das Herz von Radio-Legende John Peel, dessen berühmtester Satz wohl ist: "My favourite song of all time". Aber auch "Smarter Than U" gehört zu den Top B-Seiten-Songs ever.

Im Frühling 1979 erscheint das langersehnte Debüt-Album "The Undertones". Hier findet man Garagen-Rumpel-Punk vom Feinsten: "Here Comes The Summer", "Jimmy Jimmy" und "Girls Don't Like It" sind nur einige Hits, mit denen die irische Band auch Amerika erobert. Spätestens als die Undertones die legendären The Clash supporten, wird klar, dass Feargal einer der besten Performer ist und die fünf irischen Rebellen einfach nur großartig sind. Denn Feargal & Co. präsentieren eine vibrierende Mischung aus 60er-Pop und glamourösem 70er-Style.

Eigentlich sind die Undertones so poppig wie die Beatles, nur mit noch schlimmeren Komplexen und stets ohne Freundinnen. Dafür spielen die beliebten Boy-meets-Girl-Beziehungskisten und die nordirische Lebensweise (Bier, usw.) eine große Rolle in den Texten der Band. Nicht gerade intellektuell, dafür aber humoristisch und liebenswert, fassen sie das Leben von Teenagern zusammen (man höre nur "More Songs About Chocolate and Girls"!). Danach kommen nur noch die gescheiterten Teenager-Romanzen der Manchester-Punklegende Buzzcocks.

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Auf dem zweiten Album "Hypnotised" von 1980 hört man im Vergleich zum Debüt verfeinerte Pop-Versionen. Die Undertones trauen sich auch mal an eine Akustik-Ballade wie "Wednesday Week". Die Jungs scheinen erwachsener zu werden, jedoch ohne ihren gewohnten rebellischen Charme zu verlieren. 1981 erscheint das Album "Positive Touch". Hier experimentieren The Undertones mit neuen Stilen und musikalischen Elementen. Streich- und Blasinstrumente werden eingesetzt und anschließend auf eine Konzertreise quer durch Europa und Amerika geschleppt. Die "irischen Ramones" scheinen musikalisch an der Spitze angelangt zu sein.

Nach einer kreativen Pause erscheint 1983 das nächste Album "Sin Of Pride". Diese LP wird allerdings nicht positiv aufgenommen. Das liegt vielleicht an zu vielen Soul-Elementen für die frühe Teenage-Kicks-Fangemeinde ("Are Teenage Dreams So Hard To Beat"). The Undertones lassen enttäuscht die Instrumente stehen und geben schließlich am 17. Juli 1983 ihr Abschiedskonzert in Dublin. Eine viel zu kurze Zeit findet ein trauriges Ende. Frontmann Feargal Sharkey startet eine mäßig erfolgreiche Solokarriere und läuft ziemlich verwirrt durch die Chartsszene (u.a. arbeitet er mit Vince Clarke als The Assembly und mit Dave Stewart von den Eurythmics zusammen).

In den späten 80ern gibt es eine Reunion der Band mit den beiden O'Neill-Brüdern, die zuvor noch als That Petrol Emotion durch die Lande ziehen, allerdings ohne Feargal am Mikro (der arbeitet mittlerweile in London), also quasi wie die Ramones ohne Deedee oder die Beatles ohne John. Noch heute gehen sie ab und zu auf Tour und erinnern an ihre punkige Teenager-Sommerzeit.

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The Undertones wollten nie als die perfekte Popband gelten. Sie wollten ja schließlich nicht in einen Topf mit Abba geworfen werden, das versteht sich von selbst. Dennoch übertreibt man wohl nicht, wenn man behauptet, dass die Undertones die größte irische Popband aller Zeiten sind ... vor, mit oder wenigstens gleich nach U2.

Feargal Sharkey will von den Jugenderinnerungen seiner musizierenden Freunde heute zwar nichts mehr wissen, erinnerte sich aber 1985 noch einmal in einem Interview beim holländischen Radio: "We wanted to write our own songs, and were considered basically totally crazy of the fact that here were these young sort of 15/16 year old kids trying to write songs, and play them. When here were these 'proper' musicians, who were sort of in their thirties and stuff, playing all these bloody cover versions. Yeah it was all shit."

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Do 28.11.2024 Berlin (SO 36)
Fr 29.11.2024 Dresden (Beatpol)
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Surftipps

  • The Undertones

    Nordirische Teenagerträume von 1979 bis heute.

    http://www.theundertones.com/
  • MySpace

    Noch mehr Teenagerträume vermischt mit Tourdaten.

    http://www.myspace.com/theundertonesmyspace

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