laut.de-Kritik
Roy Orbison hat nen schlechten Tag und hängt mit The Stooges in der Wüste ab.
Review von Jasmin LützDie Neuseeländer The Veils (Wahlheimat London) melden sich mit eigenem Label (Pitch Beast) und neuem Album "Time Stays, We Go" zurück. Die vorherigen drei Platten der Independent Band brachte Rough Trade-Labelchef Geoff Travis auf den Markt. Jetzt passiert Vieles in Eigenregie, so auch die Produktion, an der Frontmann Finn Andrews beteiligt war.
Für sein gutes Songwriting wurde Finn bereits in der Vergangenheit hoch gelobt (Nux Vomica) und mit dem neuen Album findet er zurück zu seinen musikalischen und poetischen Wurzeln. Explosive Soundwände und melancholische Stille. Kleine Geschichten komponiert und schreibt er fast täglich. Da war es gar nicht so einfach zehn Songs für die aktuelle Platte auszusuchen.
Eine gute Wahl ist die Singleauskopplung "Through The Deep, Dark Wood". Die gängige Melodie mit rockendem Beat, Hammond-Orgel (lange nicht mehr gehört) und Schrammel-Gitarre profitiert vor allem durch die Stimme von Sänger Finn Andrews.
Die richtige Mischung macht's aber auch. Für den klaren Sound von "Time Stays, We Go" ist Bill Price (The Clash, The Jesus & Mary Chain) verantwortlich, der extra aus seinem wohlverdienten Ruhestand nach London geflogen ist.
Melancholisch und leidenschaftlich klingt "Train With No Name" mit der düsteren Zeile "There's No Turning Back". Aber keine Sorge, das Stimmungsbarometer steigt bald wieder an. Getanzt wird dann mit "Dancing With The Tornado". Hier dirigiert die Stimme die verzerrten Gitarren und die Dramatik. Geradezu übermütig und fast schon positiv, überrascht "Turn From The Rain" mit seinen beschwingten Bläsern. Trotz einiger Moll-Töne ist dieser Song neben der Singleauskopplung ein weiterer Anwärter zum Radio-Hit!
Auch in Hollywood sind The Veils schon lange angekommen. Kevin Costner platzierte ihre Musik in seinem erfolgreichen Film "Mr. Brooks" (2007), und auch in anderen amerikanischen Produktionen sind auf den jeweiligen Soundtracks Songs der Neuseeländer zu hören. "Another Night On Earth" würde sich ebenfalls wunderbar als Serien-oder Film-Track eignen. Chorgesang, Piano und Bläser im 60er-Jahre-Sound.
Würde Finn seine eigene Musik beschreiben, dann klingt sie, als hätte Roy Orbison einen schlechten Tag und hängt mit The Stooges in der Wüste ab. Dem ist nichts hinzuzufügen.
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