laut.de-Kritik
Der Charlatans-Frontmann reitet durch die Prärie.
Review von Jasmin LützAlta, was hat der Mann denn da auf dem Kopf? Bitte? Das auf dem Cover soll Tim Burgess sein? Will der sich als Nachfolger von Helge Schneider bewerben? Naja, lassen wir das Haupthaar erst mal so wie es ist und widmen uns dem neuen Album des ehemaligen Charlatans-Sängers - für "Oh No I Love You" hat er sich immerhin fast zehn Jahre lang Zeit gelassen.
Sein Solodebüt "I Believe" führte 2003 regelrecht zu einer hysterischen Kreischorgie. Diesmal lässt die Euphorie ein wenig nach, aber schön melancholisch klingt der Ritt durch die amerikanische Country-Prärie trotzdem.
Neben Gastspielen bei den Chemical Brothers und Saint Etienne ist Tim immer auch gerne als DJ unterwegs oder schaut sich Konzerte von Kollegen an: Für sein neues Album ließ er sich durch Kurt Wagner (Lambchop) inspirieren. Gemeinsam suchten sie den passenden Produzenten, und Wagner half auch bei der Auswahl der Gastmusiker. In Nashville trafen sich letztendlich dann auf Musiker von Lambchop, My Morning Jacket, High Lamas und Chris Scruggs (ein Enkel des legendären Bluegrass-Banjospielers Earl Scruggs).
Viele Köche verderben ja bekanntlich den Brei, doch die musikalische Kollaboration hat "Oh No I Love You" eher bekömmlich und abwechslungsreich werden lassen. Seinen Gefühlen lässt Burgess dabei freien Lauf. Dass er auch ehrlich und gut schreiben kann, bewies er spätestens Anfang des Jahres mit der Veröffentlichung seiner Memoiren "Telling Stories": Über das Leben eines Rockstars, von Britpop, Madchester und Rock'n'Roll.
Nun dreht sich alles um die Liebe. Da ist der schwungvolle Opener "White", die gefühlvolle, über sechsminütige Ballade "A Case For Vinyl". "The Graduate" holt einen dann schnell wieder aus der Lethargie heraus. Die Country-Nummern "Anytime Minutes" oder "The Doors Of Then" genießt man am besten mit einem Jack Daniels in der Hand und Puschen an den Füßen: Da liegt Tennesse nicht weit von Madchester entfernt.
Von Streichern begleitet setzt "Hours" einen weiteren Akzent, und bei "Tobacco Fields" zeigt sich Tim erneut von seiner besinnlichen Seite. Am Ende gibts mit "A Gain" gar noch einen sentimentalen Gospel-Chor obendrauf.
Im Prinzip ist alles dabei, aber die tollen Hymnen des Erstlingswerk ("We All Need Love" oder "Po'Boy Soul") bleiben leider aus. Damals war Mr. Burgess eben noch eher im Madchester-Fieber - nun wuselt er lieber im Wüstensand. Seine Frisur sollte er trotzdem noch mal überdenken.
8 Kommentare
Nicht mal Thurston Moore hat so einen haesslichen Wischmopwirsing.
Die Frise geht gar nicht, nichtmal als Scherz und schon gar nicht als irgendwie ernst gemeinter Style. Herje, manche Menschen verstehen auch rein gar nichts von Optik und Stil.
Wenn man keine größeren Sorgen hat oder nicht besseres zu tun hat, dann regt man sich über das äußere anderer leute auf.
Das rede ich mir nicht ein, das ist ein tiefes entspanntes Grundgefühl und außerdem: motzen, schimpen, Meinung posaunen befreit! Try!
Du kapierst nicht, was andere schreiben und bemerkst nichtmal wenn du dir selbst widersprichst.
Ist doch egal.