laut.de-Biographie
Tiny Masters Of Today
Die Jugend von heute! Immer früher fängt sie mit dem Saufen, Sex und dem wilden Rock'n'Roll-Leben an. Die Eltern verstehen die Welt nicht mehr, wenn Söhne und Töchter die Schule schmeißen und sich mit ihren 18 Jahren und der Gitarre in der Hand davon machen. Und nun das: The Tiny Masters Of Today aus Brooklyn, New York werden von David Bowie als Genies bezeichnet! Im Alter von zwölf und zehn Jahren.
Die Geschwister Ivan und Ada kommen 1994 und 1996 zur Welt, als Kurt Cobain stirbt und Beck der Loser ist, sich die Ramones auflösen und Trainspotting die Jugendkultur durchschüttelt. 2005 melden sie sich als Tiny Masters Of Today bei MySpace an und laden erste Videos und Musikstücke hoch. Seitdem ist ihr Leben nicht mehr dasselbe und doch in keinster Weise vergleichbar mit Teenie-Sensationen wie Tokio Hotel oder The Jackson Five.
Das frühreife Duo findet nach einem Ansturm auf ihr Profil im Magazin Newsweek Erwähnung, die Musikzeitschrift Artrocker bezeichnet die Tiny Masters gar direkt als Zukunft des Rock'n'Roll. Schließlich gelten die Geschwister als echt: Sie können Instrumente spielen und schreiben ihre Songs selbst. Dementsprechend erfreut ist man beim britischen Label Tigertrap Records, im Juli 2006 das erste musikalische Erzeugnis in Form der 6:35 Minuten langen Vinyl-EP "Big Noise" herausbringen zu dürfen, die umgehend vergriffen ist.
Der erste Song "Stickin' It To The Man" ist simple aufgebaut. Ein verzerrtes Gitarrenriff plus Drumcomputer plus Krautrockorgel ergibt einen kinderleichten catchy Song, wie er durchaus auch auf der Debüt-EP der Yeah Yeah Yeahs hätte vertreten sein können. Andere Rezensenten fühlen sich aufgrund des Drives und der simplen Lyrics an die Ramones erinnert. Blues Explosion-Schlagzeuger Russell Simins, der anfangs mittrommelt und das Album produziert, bemüht sich, genau die unfertige DIY-Soundästhetik im Spannungsfeld zwischen Post-Punk, Garage-Rock und Antifolk zu kreieren.
Nach der zweiten EP "K.I.D.S." veröffentlichen Ivan und Ada 2007 auf dem legendären Indie-Label Mute ihr erstes Album, auf dem sich auch einige ausgewachsene Stars verewigen. Karen O und Nick Zinner von den Yeah Yeah Yeahs spielen in einem Song mit und drehen mit weiteren Stars das Video zu "Hologram World". Außerdem wirken noch Fred Schneider von den B-52's, Gibby Haynes von den Butthole Surfers und Kimya Dawson von den Moldy Peaches mit.
Der Indie entdeckt die Kids als Zielgruppe für musikalische Früherziehung: Underage Konzerte in England und den USA, Sampler mit mit berühmten Acts wie Sufjan Stevens oder Low, die Kinderlieder neu interpretieren sind die Folge. Da ist es nur konsequent, dass mit den Tiny Masters Of Today zwei Kids in Zahnspangen und ihr frisch volljährig gewordener Schlagzeuger die Szene von unten aufmischen, auch wenn gerade in anbetracht ihres Alters die Frage nach Eigenständigkeit und Plagiaten nur hinter vorgehaltener Hand gestellt wird.
Pitchfork jedenfalls kann mit dem Hype um die Teenager nichts anfangen und watscht das zweite Album "Skeleton", das 2009 ohne fremde Hilfe erscheint und auch vereinzelte Hip Hop-Beats und DJ-Scratches in den lärmenden Bubble-Punk eingeflicht, ordentlich ab: Gut für ihr Alter, aber das war es auch schon. Der NME drückt es positiver und kindgerechter aus: "Songs wie die Sesamstraße, moderiert von den Buchstaben D,E,V,O und mit Kim Gordon als Krümelmonster."
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