laut.de-Kritik
Dieser 'Schweinerock' hat leider viel weniger Pferdestärken als Cobra 11.
Review von Kai Butterweck"Schuster bleib bei deinen Leisten"! Gut möglich, dass "Alarm für Cobra 11"-Hauptkommissar Ben Jäger alias Tom Beck diesen Ratschlag in naher Zukunft öfter zu hören bekommt, denn das musikalische Debüt des rustikalen "Beaus des Asphalts" bietet weit weniger an Feuerkraft und Pferdestärke als seine TV-Action-Serie.
Der 33-jährige Franke nennt seinen Stil "Schweinerock". Nun gut, einigt man sich darauf, dass Bands wie The Hellacopters, The Hives oder auch Danko Jones die Speerspitzen dieses Genres bilden, kommt man nach den ersten Takten des Openers "Higher" zu der Erkenntnis, dass der brünette Sonnyboy eine gelinde gesagt recht eigene Vorstellung von "Schweinerock" hat.
Der "Rock" ist zwar präsent, die "Schweine" bleiben aber definitiv im Stall. Allerwelts-Telecaster-Riffs verbinden sich mit der leicht verrauchten Stimmfarbe des Protagonisten zu einer etwas gehaltlosen Radio-Rock- Melange, die schnell ins Ohr geht, aber mindestens genauso schnell wieder den Weg hinaus findet.
Das ändert sich im Verlauf des Albums auch nur geringfügig.
Das Gesamtpaket ist wahrscheinlich kommerziell gesehen perfekt abgestimmt auf das Erscheinungsbild des Frauenschwarms und findet sicherlich gehörigen Anklang bei vielen unzufriedenen Schwiegermüttern. Aber die Halbwertzeit der Ergüsse auf "Superficial Animal" ist mehr als begrenzt.
Dass im heimischen CD-Schrank von Tom Beck sicherlich auch der eine oder andere Silberling von Johnny Cash, den Rolling Stonesoder auch Lenny KravitzPlatz findet, lässt sich zwar erahnen. Von der Authentizität genannter Rock-Heroen ist der Gute mit seinem Debut aber noch mindestens so weit entfernt wie Semir Gerkhan und Ben Jäger von Starsky & Hutch.
Nett ist ja bekanntermaßen die kleine Schwester vom großen Geschäft; vielleicht trifft das nicht auf die komplette Stunde des Gehörten zu, aber doch immerhin auf zwei Drittel der fünfzehn Songs. Interessant wird es, wenn auch mit Abstrichen, immer nur dann, wenn Tom Beck versucht, sich etwas aus dem Mainstream-Einheitsbrei freizuschwimmen. Das gelingt bisweilen ganz gut mit leicht Country-angehauchten Songs wie "Whiskey And Wine" oder auch "Melt Away".
Auch die Entscheidung hier und da mal etwas mehr Druck und Tempo aufzunehmen, wie bei "Life's Too Short" oder dem Titelsong verleitet zu kurzweiliger Unterhaltung. Doch am Ende überwiegt der belanglose Durchschnitt und man ist geneigt Herrn Beck auf die Schulter zu klopfen und mit dem Eingangs-Ratschlag zu konfrontieren.
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