laut.de-Kritik
Sounds like german Oasis: Von Losern und Abhau-Fantasien.
Review von Christoph DornerEs braucht eigentlich nur die Akkorde und nachfolgende Zeile aus dem Song "Die B-Seite Der Single", um den Singer/Songwriter Tommy Finke verorten zu können: "Ein ganz normaler Morgern, nur leider ohne dich / Und im Radio Smashing Pumpkins, wahrscheinlich nur für mich". Es ist allzu offensichtlich: Finke, ein Junge aus dem Pott, ist in den 90er Jahren hängengeblieben.
Bei Billy Corgan, dessen Songs schon lange nicht mehr gespielt werden, zumindest bei keinem brauchbaren Radiosender. Aber auch beim angestaubten Britpop von Oasis, der seine Halbwertszeit längst überschritten hat, und sich bei Finke in der gedehnten Modulation seines braven Noel Gallagher-Gesangs noch mehr äußert als in der recht eindimensionalen Midtempo- bzw. Piano-Instrumentierung der Songs. Seinen besten Song hat er bezeichnenderweise nach dem Best Of von Oasis benannt: "Stop The Clocks".
Und doch hat Finke auch so ein paar nette, kurzweilige Popper geschrieben, in denen er sich an den gleichen, harmlosen Themen abarbeitet wie ein Olli Schulz: Geschichten von der Femme Fatale ("Borderline Betty"), Loser-Bekenntnisse ("Die B-Seite der Single"), Abhau-Fantasien ("Raus aus dieser Stadt") oder einfach nur rasch zusammengereimte Trivia ("Eigentlich sind sie als Punkband unterwegs").
Überhaupt lassen sich so einige unerfreuliche Parallelen zu dem erfolgreichen, weil ja angeblich so komischem Liedermacher aus Hamburg ziehen: Die Penetranz mit banaler Sprache und gewundenen Reimen. Dieses offensiv Gutmenschige, mit dem man in allen Sendestudios der öffentlich-rechtlichen Radiosender dankbar durchgewinkt wird und seine CD Hausfrauen vorstellen darf. Peter Licht oder auch Bernd Begemann scheinen die bessere Wahl.
Nur eines kann man Tommy Finke nicht vorwerfen: Als Fan seiner eigenen Musik ist er absolut authentisch. Sogar ins Englische hat er seine Songs übersetzt und als zweite CD dem Album beigefügt. Das macht die Stücke zwar auch nicht besser, dafür kann man die CD seinem Austauschschüler aus England vorspielen. "Sounds like german Oasis", wird dieser dann sagen. Wetten?
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