laut.de-Kritik
Trance kommen wie Phönix aus der Asche.
Review von Jürgen LugerthIn den frühen Achtzigern hatten die Hardrocker Trance einen beachtlichen Stellenwert in der deutschen Rockszene. Kenner reihten sie damals gleich hinter den Scorpions und Accept als dritte Kraft des Teutonen-Metal ein. Mit ihren ersten beiden Alben "Break Out" (1982) und "Power Infusion" (1983) hatten die jungen Helden aus der Pfalz auch einen vielversprechenden Karrierestart, im weiteren Verlauf des Jahrzehnts aber zerbröckelte das Metal-Bollwerk immer mehr und zwar bis zur vermeintlich endgültigen Auflösung im Jahr 1998.
Ab 2011 tauchten Trance aber wieder auf, natürlich nicht mit dem originalen Line-Up, und nun haben sie ein neues Album hingekriegt. Von der alten Besetzung ist nur noch Haupt-Songwriter und Gitarrist Markus Berger an Bord, aber hinter ihm versammelt sich eine schlagkräftige Mannschaft, die den Sound der alten Tage überzeugend interpretiert. Dafür sorgt schon der nimmermüde, in unzählige Projekte verwickelte Andreas 'Neudi' Neuderth, der auch bei der US Metal-Legende Manilla Road und den deutschen NWOBHM-Nostalgikern Roxxcalibur äußerst kunstfertig die Felle bearbeitet.
Das neue Album selbst greift ebenfalls teilweise auf alte Zeiten zurück. Denn zum einen wird der frühere Trance-Klassiker "Loser" in neuem Gewand dargeboten, und mit dem Einstiegs-Song "Thunderbird Rising" und mit "Live And Heavy" gibt es zwei Stücke zu hören, die in früheren Zeiten entstanden sind, aber nie zuvor veröffentlicht wurden. Zu diesen drei Hinterlassenschaften aus der Vergangenheit gesellen sich sechs neue Kompositionen, die aber alle den gleichen Geist atmen und so die Platte zu einem organischen Ganzen machen.
"The Loser Strikes Back" ist eine richtig old schoolige Hardrock-Scheibe geworden, echt, ehrlich und schnörkellos produziert, ohne künstlichen Firlefanz und irgendwelche Studiotricks. Das schon erwähnte "Thunderbird Rising" entpuppt sich nach einer epischen Einleitung als mächtiger Rocker, "I Want To Live" zieht druckvoll und heldenhaft nach, und auch "Star Invaders" macht als eine Hymne im Stile alter Accept eine gute Figur.
Das über sieben Minuten lange neu eingespielte "Loser" hat ein bisschen was Anstrengendes, vor allem auch in der Stimme des neuen Sängers Joachim 'Joe' Strubel. Aber das liegt vielleicht auch am schwierigen Thema des Songs. Als Ausgleich folgt die straighte und kurz angebundene Granate "Live And Heavy", und auch der Kracher "The Loser Strikes Back“ überzeugt vollkommen. Dieses Album gewinnt tatsächlich von Stück zu Stück, und spätestens beim überlangen, melancholisch-atmosphärischen "Trust And Glory" haben Trance alle Alt- und hoffentlich auch ein paar Jungrocker auf ihrer Seite.
Der schmachtende Rausschmeißer "Finding You" beschließt ein unverhofft starkes Comeback-Album, das den alten Recken hoffentlich wieder in die Spur hilft. Von wegen Verlierer! Als einer, der diese Band zu ihrer Blütezeit nie groß beachtet hat, kann ich den Jungs zu dieser Leistung nur gratulieren und wünsche ihnen viel Erfolg für die Zukunft!
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