laut.de-Kritik

Alternative meets Hip Hop.

Review von

Der Blink 182-Schlagzeuger Travis Barker gilt als Ausnahmetalent im Alternative/Punkrock-Bereich, sein Spiel genießt nicht nur in der Drumszene, sondern über Genregrenzen hinaus viel Ansehen. So wundert es kaum, dass die erste Soloplatte in seiner anderen Lieblingsdisziplin läuft: Hip Hop.

Wer nun meint, Barker sei solo darauf aus, die weit fortgeschrittene Technik, Dampfhammer und Tempo in Form ausufernder Soli zur Schau zu stellen, irrt. Travis trommelt eher songdienlich und haut den Groove auf den Punkt. Denn mindestens genauso wichtig wie Blech und Kessel sind bei dieser Platte selbstverständlich die Partners in Crime.

Klar, die Zeiten, als man noch mit mehr Features als Songs auf der Platte punkten konnte, gehören der Vergangenheit an. Im Falle eines Schlagzeugers geht das aber in Ordnung, und alle Kollabopartner Barkers aufzulisten, würde alleine drei Absätze füllen.

Die erste offizielle Single "Can A Drummer Get Some?" mit Lil Wayne, Rick Ross und Swizz Beats gibt gleich vor, was es zu hören gibt: Alternative meets Hip Hop. Auf der Crossover-Schiene fahren "Carry It" (mit Tom Morello, RZA und Raekwon) oder "Beat Goes On" (feat. Cypress Hill) weiter.

Snoop Dogg und Ludacris ("Knockin'") oder Beanie Sigel("Just Chill") gehen dagegen fürs große Business ans Mic. Durchgeknallt kommen Busta Rhymes, Twista und Co. ("Let's Go"), während die Tracks mit Tech N9ne, The Cool Kids oder Kid Cudi auf experimentellen, elektronischen Arrangements basieren. Aus dem Bounce-Rahmen fällt die Nummer, bei der Slash zur Klampfe greift ("Saturday Night").

Der dicht arrangierte Uptempo-Tune "If You Want To" mit Pharrell und Lupe Fiasco fällt soundtechnisch ebenfalls auf - wie man es vom Retro-Futurestyle der Neptunes eben gewohnt ist. Travis spielt sich hier zum Ende hin auch schön in Rage. Sein human feel ist das Pfund der Platte und macht sie unverwechselbar.

Barkers Skills lassen sich längst in Youtube-Videos und Lehrbüchern bestaunen - mit vier Jahren begann er zu trommeln, in der Highschool spielte Travis in Marching Bands die kleine Trommel (zu hören im Intro von "Devil's Got A Hold"). Und heute kreiert er durchweg dicke, energiegeladene und kopfnickbare Grooves.

Über Albumlänge hätte er vielleicht noch mehr stilistische Abwechslung fahren oder doch tiefer in die Trickkiste greifen können. Trotzdem erstaunlich, dass Universal eine Platte dieses Kalibers nicht zeitgleich physisch auf den Markt bringt.

Trackliste

  1. 1. Can The Drummer Get Some (Ft. Game, Lil Wayne, Rick Ross & Swizz Beatz)
  2. 2. If You Want To (Ft. Lupe Fiasco & Pharrel)
  3. 3. Carry It (Ft. RZA, Raekwon & Tom Morello)
  4. 4. Knockin (Ft. Snoop Dogg, Ludacris & E-40)
  5. 5. Jump Down (Ft. The Cool Kids)
  6. 6. Devil's Got A Hold of Me (Ft. Slaughterhouse)
  7. 7. Let's Go (Ft. Lil Jon, Busta Rhymes, Twista & Yelawolf)
  8. 8. Saturday Night (Ft. The Transplants & Slash)
  9. 9. Cool Head (Ft. KiD CuDi)
  10. 10. Raw Shit (Ft. Tech N9ne & Bun B)
  11. 11. Just Chill (Ft. Beanie Sigel, Bun B & Kobe)
  12. 12. Beat Goes On (Ft. Cypress Hill)

Preisvergleich

Shop Titel Preis Porto Gesamt
Titel bei http://www.amazon.de kaufen Barker,Travis – Give the Drummer Some (Dlx €9,93 €3,00 €12,93

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Travis Barker

Der Tattoo-affine Kalifornier Travis Barker erlernt früh sein Handwerk. Geboren am 14. November 1975 besitzt er bereits mit vier Jahren ein Schlagzeug, …

26 Kommentare

  • Vor 13 Jahren

    Hauptsache der Sound stimmt und die Mukke macht Spaß, oder?

    Klar ist er kein Jack DeJohnette, aber das will er auch garnicht sein, die Musik ist ne andere, der Style, die Zielgruppe etc.

    Dave Lombardo von Slayer z.B. rockt und wird immer als der beste Metal-Drummer bezeichnet, ja toll, Jazzfans wären nicht wirklich überzeugt von ihm.
    Lasst die Leute spielen und hört auf mit diesem:" Der ist aber nicht soo gut wie der und der...".

  • Vor 13 Jahren

    es bleibt einem keine wahl, als dieses album als ganzes zu betrachten und zu bewerten. da kann man nicht besonders tief auf den drummer eingehen. das teil ist so stark hiphop-lastig, dass es gar falsch sein könnte, den drummer hier in eine rock- oder metalrichtung zu stecken.
    tatsächlich ist dieses album ein derbes gerät. jeder track is anders, absolute vielfälltigkeit. auf der einen seite rappen die cool kids ihrem namen entsprechend wirklich locker und cool ihre parts daher, auf der anderen seite bombadiert busta mit (absolut gigatischem!) triple-time-flow den gehörgang.
    aber eben hiphop-vielfälltig. dieses album hat nur was mit alternative zutun, weil es das projekt eines drummers einer solchen band ist. mehr nicht.