laut.de-Kritik

Etwas mehr Mut, bitte!

Review von

Es kommt nicht so oft vor, dass sich die Tribes of Jizu zwischen ihren Live-Supports für die Legenden-Riege der Deutschrap-Sparte und ihrer mittlerweile deutschlandweit angesagten Loop Session die Zeit nehmen, um ins Studio zu gehen. Das letzte Mal geschah das im Jahr 2015.

Fünf Jahre später haben sich die Tribes of Jizu, die jetzt übrigens nur noch Tribez. heißen und sich damit direkt in die ewigen Höllenkreise der ungooglebaren MusikerInnen katapultierten, mit Kumpel Maniac zusammengetan und die "Paragon EP" aufgenommen. Anders soll sie sein, erfrischend und zeitlos zugleich, nichts weniger als eine Platte für die Ewigkeit eben. Deswegen mischen die Tribez unter ihren üblichen Sound von Hip Hop, Funk, Soul und Jazz einige Kraut-Anleihen.

Und die stehen ihnen eigentlich ganz gut zu Gesicht. Die düsteren Samples, die teilweise an Hitchcock-Filme erinnern, passen gut in die etwas kantigere Atmosphäre, die eine spannende Harmonie zwischen sphärisch und derb findet. Mystische Synths, kreischende Gitarren und Boombap-Drums - die fünf Songs machen definitiv Spaß. Vor allem "Dirt" und "Pysch Out" bestechen mit ihrer Dynamik.

Aber hier kommt das "Aber". Dass sich die Tribez auf ungewohntem Terrain bewegen liegt daran, dass sie maximal einen Fuß vor die Tür setzen. Wenn man sich schon auf die Fahnen schreibt, mit Krautrock hantieren zu wollen, sollte man sich genau das auch trauen. Also: Ausbrechen aus den klassischen Strukturen, mal fünf- oder siebenminütige Songs aufnehmen, mit ausgiebigen Soli, die dem psychedelischen Effekt des Kraut erst so richtig Wirkung verleihen. Zeigen, zu was man mit seinem Instrument alles fähig ist.

Das können die Tribez eigentlich, das haben sie über Jahre hinweg bei der Loop Session bewiesen. Stattdessen präsentieren sie uns fünf Songs, die allesamt nach dem Strophe-Hook-Strophe-Hook-Schema funktionieren. Dementsprechend eintönig wirken die Instrumentals, die fester Bestandteil der EP sind.

Klar, für die versammelte Rap-Mannschaft ist das bequem. Die besteht neben Maniac übrigens aus Urgesteinen: AG (D.I.T.C.), El Da Sensei, Phat Kat und Paws One (aus welcher Zeitschleifen-Cypher auch immer sie die geholt haben). Dass die ihr Handwerk verstehen und solide Parts abliefern, ist ziemlich selbstverständlich. So wirklich frischen Wind bringt die großväterliche Generation allerdings auch nicht mit. Auch wirkt Maniac - für ein Kollabo-Album, bei dem eigentlich die Band im Vordergrund stehen sollte - etwas zu präsent.

Man möchte den Tribez etwas mehr Selbstvertrauen, mehr Mut zusprechen. Nicht nur im Bezug auf ihre Eigenkreationen, auch im Bezug auf ihre Präsentation. Im beiliegenden Pressetext fallen nämlich erst einmal alle möglicherweise bekannten Namen der sonstigen Beteiligten, bevor überhaupt der Name der Band fällt. Als "THE HipHop Band out of Germany" hat man das eigentlich nicht nötig.

Trackliste

  1. 1. Paragon
  2. 2. Fire (Feat. AG, El Da Sensei & Pawz One)
  3. 3. Psych Out
  4. 4. Dirt (Feat. Phat Kat)
  5. 5. Prog
  6. 6. Paragon [Instrumental]
  7. 7. Fire [Instrumental]
  8. 8. Psych Out [Instrumental]
  9. 9. Dirt [Instrumental]
  10. 10. Prog [Instrumental]

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