laut.de-Kritik

Udo fröhliche!

Review von

Udo Dirkschneider, die Tarnhosen-tragende Kreischsäge des Heavy Metal, präsentiert sich auch mit siebzig Lenzen bumsfideler als so mancher 18-jähriger Jungspund. Auch wenn die Stimme nach zwei Schachteln Kippen und drei Flaschen Whiskey am Tag klingt: der Typ ist topfit.

Neben seiner Stammformation U.D.O., die auf "We Are One" mit dem Musikkorps der Bundeswehr kooperierte und im letzten Herbst mit "Game Over" 70 Minuten Old School-Heavy Metal zelebrierte, gibt es noch das Dirkschneider-Live Projekt sowie The Old Gang mit den alten Accept-Weggefährten Peter Baltes und Stefan Kaufmann. Zudem spielte der robuste Rocker im bulgarischen Plovdiv eines der größten Konzerte unter Pandemie-Bedingungen ("Live In Bulgaria – Pandemic Survival Show").

Pünktlich zum runden Jubiläum wuchtet Udo ein Album zu eigenen Ehren in die Läden. "My Way" wartet ausnahmslos mit Cover-Songs auf, unter anderem mit dem Titeltrack, den Frank Sinatra unsterblich gemacht hat. Aus der Kehle von Dirkschneider klingt "My Way" zwar deutlich kantiger, passt damit aber super zum reuelosen Lebenswandel, wie ihn die Lyrics beschreiben.

Wenn die markante Reibeisenstimme die Lungenflügel öffnet wie ein Adler die Schwingen, die Stimmbänder strapaziert und ein schaurig schönes "I am the god of hellfire" vom Stapel lässt, dann ist das Eis gebrochen. Beat für Beat und Bit um Bit stanzt sich Dirkschneider in die Gehörgänge. Happy Biersday und Udo fröhliche!

17 Tracks umfasst das Album, das eigentlich um einen eigenen Song hätte ergänzt werden müssen. In die Riege der besungenen musikalischen Schwergewichte gehört die ehemalige Accept-Röhre unbestritten selbst.

Wenn Udo nebst Band mit einer Cover-Version fertig ist, klingt sie nach Udo, ob das nun Material von den Stones ("Paint It Black"), Billy Squier ("The Stroke") oder naheliegendes Liedgut wie "Man On The Silber Mountain" von Rainbow ist. Natürlich ist Udo kein Dio, aber in seiner Art ein Metal-Gott. Die Maxime der musikalischen Umsetzung lautet: härter und schneller.

Ob zur "We Will Rock You"-Verhartwurstung der gute Freddie im Grab rotiert oder die Matte kreisen lässt, liegt wohl im Ohr des Belauschers. Queen-Archivar Bryan May hat die Version bereits mit Worten geadelt, aber er ist halt auch mittlerweile mehr Verwalter als Schalter in der Kreativzentrale und mit Astrophysik beschäftigt.

Trackliste

  1. 1. Faith Healer (Alex Harvey)
  2. 2. Fire (Crazy World Of Arthur Brown)
  3. 3. Sympathy (Uriah Heep)
  4. 4. Nutbush City Limits (Tina Turner)
  5. 5. Man On The Silver Mountain (Rainbow)
  6. 6. Hell Raiser (The Sweet)
  7. 7. No Class (Motörhead)
  8. 8. Rock And Roll (Led Zeppelin)
  9. 9. The Stroke (Billy Squier)
  10. 10. Paint It Black (Rolling Stones)
  11. 11. He's A Woman, She's A Man (The Scorpions)
  12. 12. T.N.T. (AC/DC)
  13. 13. Jealousy (Frankie Miller)
  14. 14. Hell Bent For Leather (Judas Priest)
  15. 15. We Will Rock You (Queen)
  16. 16. Kein Zurück (Wolfsheim)
  17. 17. My Way (Frank Sinatra)

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