laut.de-Kritik
Das nennt man hypnotischen Rhythmus-Sport.
Review von Alexander CordasEin kurzes, knapp 20-sekündiges Intro flirrt mit elektronischen Effekten am Ohr vorbei und dann ist es so weit: Ein simpler Bassdrum-Beat und ein netter Basslauf stellen sich vor schneidige Gitarren, bis Mr. Schlagzeug endlich mit Schmackes auf die Snare drischt. Jawoll meine Herren, das nennt man wohl hypnotischen Rythmus-Sport. Das umschreibt auch schon recht gut, weshalb die Kanadier von Uncut mit einer der besten Scheiben des Jahres aufwarten.
"This is the new violence!" skandiert Ian Worang in jenem Song scheinbar emotionslos und abwesend, als ob nur die Erinnerung seiner selbst ins Mikro sprechsingt. Die Bezeichnung Shouter trifft auf den Mann nicht zu. Statt gegen die Wand aus Gitarren, Schlagzeug und Bass ansingen zu wollen, verlegt er sich lieber darauf, seine Stimme den Instrumenten gleichwertig zur Seite zu stellen. Egotrips? Fehlanzeige. Hier rocken vier Musiker mit geballter Kraft, stoischer Vehemenz, einem schönen Dampfhammer-Feeling und ohne Umschweife.
"Understanding The New Violence" gibt die Marschrichtung vor, von der Uncut über die - leider zu kurze - Spielzeit von knapp 40 Minuten kaum abweichen. Stimmungsschwankungen gibt sich das Quartett nur begrenzt hin. Es herrscht - trotz des teilweise derbe rockenden Sounds - eine herbstliche Melancholie mit Hang zu nebliger Verschwommenheit. Alleine bei den treibenden Nummern "Taken In Sleep" und "Day Breaks Red Light" schimmert die Sonne durch den verhangenen Horizont.
Immer wieder erinnern Uncut an die oft beschworenen Helden von Joy Division/New Order. Sanfte elektronische Klangfragmente verschmelzen mit wuchtigen Riffs zu einer Serotonin ausschüttenden Melange. Uncut machen vieles richtig. Ein stimmiges Songwriting bildet dabei die große Klammer um interessante Songs. Gefühlvoll gesetzte Effekte bringen einen teilweise richtig großen Breitwand Kintop auf die Leinwand.