laut.de-Kritik
Zithern und Bambusquerflöten erinnern an die Weisheiten des Konfuzius.
Review von Michael SchuhDie Vermutung, man müsse bei der Einverleibung dieses fernöstlichen Kostbrockens in Chinatown oder beim Stamm-Asiaten hocken, ist ein Irrglaube. Wiener Schnitzel schmeckt ja auch ohne Falco und wegen dem Buena Vista Social Club fährt ebenfalls kein Schwein mehr nach Kuba. Die hier vorgelegten asiatischen Takeaways laufen garantiert nicht auf MTV Asia, stammen sie doch alle aus den 60er und 70er Jahren, was sie in unseren westlich genormten Ohren aber nicht vertrauter klingen lässt.
Der Startschuss fällt mit Jing Tings "The Joke", einem Frauenchor-Intro, das an die unvergessenen Weisheiten des Konfuzius erinnert. Wie es der Titel befiehlt, lachen sich am Ende auch alle kaputt, nur ich hab' mal wieder nix kapiert. So soll es auch bleiben: Beim "Guitar Boogie" von Yoon Il-Loh tanzen die Handclaps zur Akustikklampfe und drüber jodelt jemand im Refrain "puhdi hugi puhdi hugi" oder so ähnlich.
"Asian Takeaways" präsentiert sowohl koreanische Küche, als auch Menü-Vorschläge aus Malaysia, Singapur und Hong Kong. Der einzige japanische Beitrag ist ein Traditional, das den Wok aber nicht wirklich zum Kochen bringt. So dermaßen süßlich und kitschbehaftet nehmen sich zum Glück nur wenige Songs aus: insgesamt ist "Asian Takeaways" im positiven Sinne erträglich geworden.
Schönster 60s Beat rumpelt in "At Three Springtime", "Good Bye In Spring" könnte man ohne Gesang in Pulp Fiction unterbringen und bei "Love Is Blooming" fiedelt gar ein ausgeprägtes Saxophon-Solo. Douze Points pour Malaysia! Hong Kong gibt sich dagegen piepsstimmig unverdaulich, vor allem "Great Love" weckt eher die Sehnsucht nach Ohropax als nach großen Gefühlen.
Ob Chang Siao Ying aus Singapur als asiatische Shirley Bassey verehrt wird, dürfen wir leider nur erahnen. Ein inforeiches Booklet hätte die ferne Kultur noch näher zum Hörer gebracht. Ansonsten kann man sich durch den Wust an zwölfsaitigen Zithern, Bambusquerflöten und zylindrischen Oboen besser durchhören als erwartet. Sayonara!
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