laut.de-Kritik

Wien bleibt Wien, wie es compiled und schafft.

Review von

Wien bleibt Wien, wie es compiled und schafft. Neuester Output der Wiener Scene ist das Wackelmonster "Black Coffee". Der dritte Teil der Sampler-Reihe trägt den auffordernden Namen "Wiggle" (=wackeln), und vereint mal wieder die üblichen Verdächtigen.

Stereotyp liefert mit dem bisher unveröffentlichten "Gazzui Matter" die jazzy vibes, um sich entspannt zurück zu lehnen. Für Floor und Ohr soll sie laut Bedienungsanleitung sein, die Compilation für Schwarztrinker. Boozoo Bajou erfüllen ihren Auftrag mit "Divers", und zwar mit dem The-Funky-Lowlives-low-Immersion-Dub-Mix. Alles Klar? Dub zum Vorwärmen. Denn mit dem altbewährten Duo Walkner/Möstl und seinem "Boogie Nr. 2" geht mal wieder die Kuh fliegen. Zwischen 4-on-the-floor mit hohem Underworld-Faktor, Funky Space Night und allerlei groovendem Studio-Schnick-Schnack bewegen sie sich wie immer zielsicher. Der erste Highscore wäre also geholt. Cut. Organic Grooves kommen nach einem akustischen Intro im Lagerfeuer-Klampfen-Sound noch auf die richtige Umdrehungszahl und legen mit dem blasphemischen "Cyber-Christ-Electro-Messiah" eine prima Nummer nach. Sie führt mich nicht direkt in die Ekstase, lebt eher vom druckvollen und abwechslungsreichen Sound.

An dieser Stelle muss ich doch mal nebenbei erwähnen, dass die Titel auf gar prächtige Weise ineinander gefadet werden, will sagen, wie auf einer DJ-Compilation ineinander übergehen. Ungewöhnlich für einen V.A.-Sampler, aber äußerst angenehm.

Hiiighscooore!
Tosca (Dorfmeister lässt grüßen) schieben mit ihrem "Boss on the boat" mein Föttli (wie die Schweizer sagen) zurück auf den Tanzflur. Gewohnt gute Qualität mit vertrauten Soundschnipseln aus dem Tosca-Archiv. Stilbildend mit hohem Wiedererkennungswert, was will Wien mehr? Französisch rappende Menheads vielleicht, oder arabische Nikodemüsse?!

Subbass-Alarm auf "Enlargen". Trip-Hoppig soll Chapter 3 die geneigte Hörerschaft gegen Ende zum chillen einladen. Ich lass mich sanft zur Tür begleiten und ergebe mich in Anbetracht der tiefen Töne. Geleitschutz bekomme ich vom bekannten Thema des "Nota Bossa". Die Funky Lowlives präsentieren einen prima Smooth-Jazz-Mix ihres Brazil-Knallers. Zum Abschied also noch ein Ohrwurm kann nicht schaden. Hat man einmal die Gitarre und die Bassline gehört, vergisst man sie nie wieder. Danach leckt sich doch jeder Musiker die Zehen, oder nich...?

Alles in allem verbreitet der Wackelkaffee eine trippige Atmosphäre mit Anleihen aus allen gängigen Genres: Latin, Jazz, Trip Hop, House, Dub, Funk, Hip Hop, Weltmusik mit Schwerpunkt Spanien und ehemaligen Kolonien.

Kein MUST, aber ein deutliches CAN.

Trackliste

  1. 1. Come in
  2. 2. Stereotyp - Gazzui Matter
  3. 3. Baby Mammoth - Baroque´n´Roll
  4. 4. Boozoo Bajou - Divers
  5. 5. Walkner Möstl - Boogie Nr. 2
  6. 6. Organic Grooves - Cyber-Christ-Electro- Messiah
  7. 7. Menu B - Morgam
  8. 8. Tosca - Boss on the Boat
  9. 9. Shanti Roots - Da Capo
  10. 10. Madrid de los Austrias - Ole
  11. 11. The Menheads - La Politique
  12. 12. Nikodemus - Clepoatra in New York
  13. 13. Yorulamenta! - Original Version
  14. 14. Van Delta - Enlargen
  15. 15. Funky Lowlives - Nota Bossa
  16. 16. Caremu & Ssan - Herden

Noch keine Kommentare