laut.de-Kritik

Führt die Tänzer zum Rhythmus und zum Schweiß.

Review von

Vor einigen Monaten hat uns Kollege Britsch mit gewohnter Stilsicherheit die neue Mix-Reihe von Ellen Alliens Bpitch Control Label ans Herz gelegt. Zwei Klicks später hatte ich die Platte online bestellt und mich kurz danach an den Sounds, die der Finne Kiki dort zu Tage bringt, erfreut. Herzlich Glückwunsch, das war eine saubere Einführung einer neuen Reihe.

Nun zieht also Sascha Funke, der spätestens seit seinem Hit-an-Hit-Album "Bravo" nicht nur unter den Electro-Fuzzis der laut.de-Redaktion Everybody's Darling sein dürfte, nach und offenbart einen Blick in seine Plattenkiste. Von dort fischt er zu Beginn erst mal das Lockere und Entspannte heraus und lässt es mit Tracks von Efdemin und Tomson und Daniel De La Curtis ruhig anlaufen, bevor der Sound mit einem Hemmann und Kaden-Remix von Trentemoeller etwas an Geschwindigkeit gewinnt (der eine oder andere dürfte sich bei diesem Song sicher an die Sample-Maschine Akufen erinnert fühlen).

Funke ist nicht gerade ein Spezialist an den zwei Plattenspielern. Er ist keiner, der mit obskuren Ideen die Tracks ineinander fließen lässt, keiner, der sich beim Knöpfchendrehen verausgabt. Er spielt nicht, er zaubert nicht. Es geht ihm nicht um Kleinigkeiten und Sample-Spielereien, vielmehr führt er die Tänzer geradlinig und ohne große Überraschung zum Rhythmus und zum Schweiß. Gekonnt lässt er die Tracks sich gegenseitig abholen und gleitet dezent und ohne viel Aufsehen zu erregen zum nächsten Track hinüber.

Der Mix ist klar strukturiert. Nach dem ruhigen Beginn lässt Funke es mehr und mehr schieben und böllern. Vom verzwirbelten Vander ZT's "Cut The Line" zum deepen Villalobos im Isolée-Mix wird Tempo gemacht und in der Mitte der Platte mit Transformer 2s "Pacific Symphony" ein Track von 1992 ausgepackt. Der gibt der Tanzfläche eine kurze Verschnaufpause, bevor er gegen Ende wieder ordentlich poltert (inkl. Trillerpfeifen – es ist "Rave"!).

Die Tanzgeschwindigkeit belässt Funke dann mit Carsten Jost oder dem vocallastigen Hit "Grace (Anxiety)" von Louderbach auf einem guten Level. Aber spätestens beim Kompakt-Brüderpaar Voigt & Voigt weiß jeder Tänzer, dass der Höhepunkt des Abends überschritten ist. Die letzten Songs von Funkes Mix sind nun genau das Richtige, um sich gediegen wieder herunter zu schwofen, bevor Phantom/Ghost mit Dirk von Lowtzows Gute-Nacht-Lied-Stimme dann schon eher die Zeit repräsentieren, zu der der letzte Besen durch den Club fegt.

Sascha Funke legt hier einen soliden Mix hin, der ganz wunderbar einen Abend im Club widerspiegelt - vom gediegenen "Vorglühen" bis zum Nachhause-Weg. Er etabliert Boogy Bytes als Mix-Reihe, die man in Zukunft aufmerksam verfolgen sollte. Das eigentliche Highlight des Mixes steuert er aber selbst bei: sein eigener Track "In Between Days" ist ein erster großartiger Vorgeschmack auf sein im Herbst erscheinendes neues Album. Die Bassline ist straight, der Sound verspielt und trotzdem unglaublich präsent. So schön minimal trancen können nur wenige. Wer sich das lange Warten bis zu einem neuen Streich Funkes verkürzen will, der greife hier zu!

Trackliste

  1. 1. Efdemin - Jean
  2. 2. Tomson & Daniel De La Curtis - Synthic
  3. 3. Trentemøller - Serenitti (Hemmann & Kaden Remix)
  4. 4. International Pony - Our House - Papa
  5. 5. Zander VT - Cut The Lines
  6. 6. Villalobos - What You Say Is More Than I Can Say (Isolée Speak&Spell Remix)
  7. 7. Schatrax - Mispent Years
  8. 8. Transformer 2 - Pacific Symphony (Italian Smooth Remix)
  9. 9. Sascha Funke - In Between Days
  10. 10. Carsten Jost - Uccellini
  11. 11. Louderbach - Grace (Anxiety)
  12. 12. Henrik Schwarz, Dixon & Âme Feat. Derrick Carter - Where We At
  13. 13. Sleeparchive - ACD-Voice
  14. 14. Voigt & Voigt - Vision 03
  15. 15. Phantom Ghost - These Days

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