laut.de-Kritik
Hier ist er, der klebrige Mainstream-Müll, der die Kanäle der Radios verstopft.
Review von Joachim GaugerMittlerweile sicherer als das Amen in der Kirche ist die Neuauflage der "Bravo Hits". Wie wir es von der Teeniepresse gewohnt sind, versorgt uns auch die aktuelle Compilation in der 38. Ausgabe mit den Chartbreakern der aktuellen Stunde. Pop, Rock, Hip Hop, Dance - das alles beschert uns die Vierfach-CD mit ihren 40 Titeln - frei nach dem Motto: die Mischung machts.
Der Aperitif macht Appetit auf mehr: bei Will Smith' "Black Suits Comin", dem Titeltrack zu "Men In Black 2", sorgen stechende Gitarrenriffs für erhöhte Intensität. Ein Brecher von einem Song. Groovigen, rhythmischen R'n'B bietet auch Latino-Queen J-Lo mit ihrem "I'm Gonna Be Alright", nur ist der qualitativ leider einige Stufen niedriger angesiedelt, während Christina Milians ebenfalls etwas glatt gebügelter Popsoul ("When You Look At Me") doch immerhin sehr von der schönen Stimme der Newcomerin profitiert.
Elegant und entspannt "Cruisen" wir mit den Massiven Tönen über einige durchschnittliche Tracks hinweg, ehe der Vorzeige-Italiener Tiziano Ferro den Reigen der tot gespielten Gassenhauer eröffnet: bei der Hitsingle "Perdono" liefern Keyboardstreicher die notwendige Dosis Schmalz, während Ferros Liebesgejammere des Musikers jugendlich-weibliche Fanherzen schneller schlagen lassen dürfte.
Das Gros der folgenden Tracks kann nichts mehr reißen. Die von den No Angels, Aquagen, Bro'Sis, Blank And Jones, Captain Jack oder Brooklyn Bounce ausgewählten Songs mögen zwar wieder gute Verkäufe garantieren. Doch zugleich repräsentieren sie den immergleichen, klebrigen und leblosen Mainstream-Müll, der die Kanäle der Radios verstopft, musikalische Neuerungen behindert, und so für die Krise der Branche mitverantwortlich ist.
Im Guiness Buch der Rekorde gilt "Bravo Hits" als die meist verkaufte CD-Serie der Welt. Diesen Status wird Nr. 38 ohne Zweifel weiter festigen. Denn anders als bei den voran gegangenen Ausgaben setzen die Macher dieses Mal wieder ganz auf Formatradio-Pop, auf lauter hochgepuschte Acts, Stars und Sternchen aus den Top 100. Und das auch noch im Viererpack.
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