laut.de-Kritik
Anspruchsvoller Hip Hop aus Berlin?
Review von Daniel StraubDie Berliner Plattenfirma Kitty Yo gehört zu den wenigen Independent-Labels in Deutschland, die sich gleichzeitig in ganz verschiedenen Genres und Szenen engagieren. Gitarren sind hier genauso zu Hause wie Techno oder Hip Hop. Letzteres erst seit knapp zwei Jahren, als Kitty Yo sich mit der Kompilation "Futurism Ain't Shit To Me" ein neues Aktionsfeld eroberte.
Genau zum richtigen Zeitpunkt, schließlich war Berliner Hip Hop gerade in aller Munde. Was bei Kitty Yo veröffentlicht wurde und wird, hat jedoch nichts mit dem gemeinhin unter dem Stichwort Hip Hop verbuchten Produktionen zu tun.
"Futurism Ain't Shit To Me 2" zeigt einmal mehr, dass die Undergroundszenen rund um den Globus weit vielfältiger und offener ist, als dies einzelne Chartsstürmer vermuten lassen. Hip Hop, Breakbeat, Ambient und experimentelle Elektronik befruchten sich auf dem zweiten Labelsampler gegenseitig und lösen starre Genregrenzen auf.
Sole oder NQ könnten mit ihren Tracks genauso gut auf jeder IDM-Kompilation vertreten sein. Flächige Ambient-Sounds und deutliche Electro-Referenzen, wie sie sich auch auf Aphex Twins Label Rephlex wiederfinden, suchen den Anschluss an die lebendige Technokultur der Hauptstadt.
Prince Po zeigt danach, dass sich die Kitty Yo-Acts durchaus auch auf traditionelle Hip Hop-Qualitäten verstehen. Über einem nervösen Sequenzerlauf zieht Prince Po seine beeindruckende Vocal-Performance ab.
Neben allerlei Newcomern versäumt es "Futurism Ain't Shit To Me 2" nicht, die bekannten Gesichter des Labels zu präsentieren. The Tape, der zusammen mit RQM im vergangenen Jahr bereits einen Longplayer auf Kitty Yo veröffentlicht hat, ist ebenso dabei wie Otto von Schirach. Der hat es immerhin schon zu Remixehren bei Miss Kittin gebracht und bildet mit Jamie Lidell so etwas wie die Speerspitze experimenteller elektronischer Musik.
Bei allen Produktionen auf "Futurism Ain't Shit To Me 2" ist ein deutlicher Electro-Einschlag unüberhörbar. Egal ob amerikanische Produzenten wie Sole und Pedestrian oder europäische Acts aufspielen - sie alle zeigen, dass der Hip Hop-Underground rund um den Globus lebendig und neugierig gleichermaßen ist.
Hier gibt es kaum etwas, das nicht gewagt werden kann. Crossover im besten Sinne.