laut.de-Kritik
Tanzbare Compilation des hippen Müncher Labels.
Review von Gregory BritschOb man nun die Musik von Gomma als Post- oder Future-Disco bezeichnet, sei dahin gestellt. Der Sound des Labels birgt ohnehin zahlreiche interessante Facetten, die zur Geltung kommen unter Einbezug kurioser Einflüsse von Stilblüten vergangener Tage wie Cosmic oder obskurer Klänge, wie sie früher auf B-Seiten diverser Italo-Disco-Scheiben zu finden waren.
Daneben gibt es psychedelische Krautrock-Klänge, Postrock-Elektronik von Kamerakino, The Rammellzees No Wave oder die angenehm ungehobelten (Acid-) Housetracks eines Tomboy zu entdecken. Was die Veröffentlichungen der Münchner gleichermaßen sympathisch erscheinen lässt, ist wahrscheinlich das unbekümmerte, eigentlich selbstverständliche Tun der Gommagang, die ihre Werke zwar eigenwillig gestaltet, diesen jedoch unterm Strich ein frisches, belebendes Element zugesteht.
Den nebenbei insbesondere im Ausland zugestandenen Hipster-Status, den ähnlich ausgerichtete Labels wie DFA Records oder Output Recordings ebenso genießen, nehmen die Macher wohl auch eher gelassen zur Kenntnis. Es gibt schließlich wichtigere Dinge. Die mittlerweile dritte Compilation aus dem Hause Gomma führt dieses Mal 14 Stücke aus dem Repertoire zusammen, die bevorzugt tanzflächenorientiert zu Werke gehen.
Die beiden Munks Mathias Modica und Jonas Imbery mischen dabei in einer Sommernacht in Schwabing einen Mix, der zugleich bisher Unveröffentlichtes wie den Nicky-Remix von "FinalAhh" der Hiltmeyer Inc. oder The Raptures Bearbeitung von WhoMadeWhos "Space For Rent" enthält. Außerdem gibt es eine Reihe von Titeln zu hören, die bisher lediglich auf Vinyl erhältlich waren.
Den Beginn macht "Rong Hands" von Headman, er gibt zugleich einen Ausblick auf sein bevorstehendes zweites Album für Gomma. Weniger achtzigerlastig und von New Order inspiriert wie zuletzt als Manhead, klingt es doch typisch nach Headman.
Ansonsten geben sich besonders die ersten beiden Drittel der Zusammenstellung äußerst tanzbar, nicht zuletzt Dank Tomboy. Das fährt munter in die Beine und löst ganz nebenbei noch einen diabolischen Zappel-Reflex aus. Das letzte Drittel gestaltet sich dagegen vergleichsweise störrisch, was den positiven Gesamteindruck aber nicht weiter schmälert.
Und am Ende versteckt sich als Hidden-Track noch eine andere, energiegeladene Version von Munks "Disco Clown", die eine massive Kickdrum mit schweren Gitarrenklängen kombiniert. 65 kurzweilige Minuten Gomma.
Noch keine Kommentare