laut.de-Kritik
Nicht lieblos zusammen gewürfelt, sondern gut gemixt.
Review von Janosch MüllerCD 1 beginnt für Ambient relativ flott. Der Versuch Bob Marleys "Kaya" zu modernisieren ist zwar eine interessante Idee, wirkt aber leider etwas verkrampft. Darauf folgt ein gut gewählter und sortierter Querschnitt durch den Standard-Ambient-Sektor. Gegen Ende der Scheibe wandelt sich der Charakter immer stärker von - mehr oder weniger - gewöhnlichem Ambient zu von indischen Klängen geprägter Chilloutmucke die stark an den Stil von Ananda Shankar erinnert. Dieser beste Teil der CD lässt sich gut genießen und entschädigt für das eine oder andere Stück, das auf dem Weg hierhin mit Flötentonen zu nerven wusste.
Langsame, softe Beats leiten CD 2 ein, bis es mit Track vier mehr zur Sache geht. Ab jetzt ist fast jedes Stück interessant. Klassiker wie BT sind ebenso vertreten wie völlig Unbekannte. Mal männliche, mal weibliche Vocals, Instrumente aller Arten von Klavier bis Bongotrommel, jazzige Samples und ein Ausflug ins Tief-elektrische mit dem "Funk D'Void rework" von "Welcome (To The Discotheque)" sorgen dafür, dass der gemütlich Chillende keinesfalls in von gutem Ambient begleiteten Träumen versinkt.
Um das sicher zu stellen wäre "A Flock Of Sound" mit dem Kopfschmerz auslösenden Versuch eines Laber-Weltrekords aber nicht nötig gewesen. Schwamm drüber, zwei Lieder später ist dieser Eindruck schon wieder vergessen, und wenn der Lautsprecher am Ende plötzlich schweigt, wundert man sich, wie schnell über zwei Stunden Chillout doch rum gehen.
Tatsächlich gehört Ibiza Chillout der kleinen Selektion der wirklich interessanten Ambient-Compilations an. Anstelle von Langeweile dominiert hier Vielfalt: Es findet sich kaum ein Song, der nicht entweder mit einer eigenen Instrumentalisierung oder seinen speziellen Höhepunkten aufwarten kann, hinzu kommen immer neue Melodien und Rythmen sowie Variationen in der Geschwindigkeit über die ganze Dauer der Zusammenstellung.
Das Ziel größtmöglicher Entspannung verloren die Produzenten nie aus den Augen; solch große Gegensätze wie sanfte Klavierklänge und Drum'n'Bass-mäßiges Scratching liegen zeitlich weit auseinander, sind aber mit geschickten Übergängen verbunden.
Ein Wermutstropfen bleibt dennoch: Viele der Tracks und Artists sind schon von anderen Ambient-Compilations bekannt, besonders Phonekiller, Ming und DNA sind auf anderen Samplern und praktisch jeder Ayia Napa-Selection zu finden. Allerdings ist das Ganze im Falle von Ibiza Chillout Volume 5 nicht lieblos zusammen gewürfelt, sondern gut gemixt. Zusammen mit einigen innovativen Tracks sorgt das für angenehm unterhaltsames Entspannen.
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