laut.de-Kritik
Schlägt wider Erwarten doch Wellen.
Review von Daniel StraubNeue Schubladen erfreuen sich in der Musikgeschichte einer immer geringeren Halbwertszeit. Deshalb können wir den unständlichen Booklet-Text der "No Wave"-Compilation, die dieser Tage auf dem traditionsreichen britischen Label Kickin Records erscheint, getrost vergessen.
Erst New Wave, jetzt No Wave. Das führt nicht weiter, verwirrt höchstens. Aussagekräftiger zeigt sich da schon die Tracklist, die mit zahlreichen Electro-Stars der jüngsten Vergangenheit wie Felix Da Housecat, The Notwist oder Fischerspooner aufwarten kann.
Die beiden New Yorker Electro-Punks eröffnen den munteren Reigen mit ihrem Chartbreaker "Emerge". Gleich darauf erstrahlt "Silver Screen Shower Scene", im "Thin White Duke"-Remix mit dramatischen Streichern unterlegt, in ungewohntem Glanz.
Morgan Geist, einer der beiden Köpfe des New Yorker House-Duos Metro Area, begeistert einmal mehr mit seinem feinen Händchen für schlichte und gefühlvolle Grooves, wie Kollege Britsch seinerzeit schon überaus trefflich befand. Auch Radio 4, deren elektronischer Seite der Remix von "Dance To The Underground" huldigt, wissen zu überzeugen.
Das Highlight der Compilation, die Verkörperung von "No Wave" in Person wenn man so will, findet sich in Louie Austens "Hoping". Der passionierte Bar-Sänger Austen erlebt seit seinen Releases auf Kitty-Yo und dem Wiener Label Cheap gerade so etwas wie eine Renaissance.
Lange vergessen, beweist der "Opa" Austen, dass er durchaus weiß, wie man im reifen Alter den Dancefloor rockt, ohne dabei eine peinliche Figur abzugeben. Lockere Housebeats geben das Fundament ab, auf welchem Austens Gesang den ganzen Charme des Alters entfalten kann.
So wissen wir zwar immer noch nicht so genau, was "No Wave" nun ist. Macht aber auch nix, denn die meisten Tracks der Compilation wissen zu gefallen, vor allem bei sommerlichen Temperaturen in einem Auto ohne Verdeck.
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