laut.de-Kritik

Groß im Erinnern: CD rein, 80er-Kindheit an.

Review von

Die Commodore-Platte Input 64 war groß. Vor allem groß im Erinnern: CD rein, 80er-Kindheit an.

Inzwischen ist die Freude über die Erinnerungen an hunderte Nachmittage bei meinem Freund verblasst. So gerne ich an meine mit Blasen übersäten Finger zurück denke, die aus dem stundenlangen und idiotischen Rumrütteln am roten Joystick resultierten, so schnell verfliegen dieser Erinnerungen mit dem Älterwerden des Releasedates von Input 64. Die Euphorie, die man aus der Platte ziehen konnte, ist beim Remix-Sampler nur schwer zu finden. Die Luft ist raus.

Ok, ok, es gibt Highlights. Der fantastische Track der beiden Festplatten Records-Typen namens Gebr. Teichmann, die mit einer minimalistischen Basströte unterstützt von einem reptilischen Lechzen den Track schon am Laufen haben, ohne auf den 64er Sound zurück greifen zu müssen (was sie dann auch kaum tun), gehört definitiv dazu. Und, Thies Mynther (Stella, Superpunk und Phantom Ghost), der Mann der sowieso nichts falsch macht, bringt mit der Stimme der Chicks On Speed-Melissa einen gediegenen Tanzen-Beim-Abspülen-Klassiker zu den Output-Highlights. Das waren aber schon die Songs, bei denen ich aufmerksam wurde und den Interpret nachgeschaut habe. Der Rest läuft vorbei.

Bis man von Lo:Pazz zum Weiterskippen gezwungen wird. Der seltsame Sommer-Rock-Song passt überhaupt nicht in den Elektro-Reigen und würde eher auf einen Berliner Schule-Freibad Sampler gehören, auf dem man über Mädchen in Spaghetti-Tops singt. Einen Song weiter lassen die Op:L Bastards mich mit ihrem schlechten Gesang, der im Laufe des Songs kaum mehr auszuhalten wird, ratlos stehen. Unnötig.

Das Hauptmanko der Remixe liegt an ihrer Moderne. Zu selten schauen die typischen 64er Sound durch. Das nostalgische Zirpen, Wummern und Rütteln, dass ja eigentlich das Besondere dieser Platte ausmachen sollte, wird einfach zu stark von den aktuellen Sounds verdrängt. Ja, ich weiß, das Ziel des Samplers war es, das Alte mit dem Neuem zu vermischen, aber was bringt es dann, wenn die Tracks meistens wie ganz normale (zuweilen sogar außerordentlich gute) Elektro-Songs klingen? Wo liegt da der Reiz?

Man weiß ja, dass Remix-Sampler immer so eine Sache sind. Und ich weiß auch, dass dabei Hit und Totalabsturz oft nebeneinander stehen. Bei diesem Ouput ist dies leider zu oft der Fall, als daß ich ihn als gelungen bezeichenen könnte. Einigen wir uns auf "halbwegs gelungen".

Trackliste

  1. 1. Steve Claydon (Of Add N To (X)) - Arkanoid/ Wicked Cool Rock School Mix
  2. 2. Plundersonics - Mutants Here I am
  3. 3. Kissogram - My Love's A Demoversion
  4. 4. Gebr. Teichmann - Crazy 64
  5. 5. Ron & His 1541 - Push My Button
  6. 6. Big Chief Electric - Rote Welle / Koelner Ring
  7. 7. Jeans Team - Last Ninja Remix
  8. 8. Computerjockeys - Turbo Dub
  9. 9. Lopazz - Mittags Um 2:00 Uhr
  10. 10. Op:l Bastards - The Alloy Run Remix 2
  11. 11. Mina - Theme From Arkanoid
  12. 12. Ovuca - Hit The Gas
  13. 13. Chazam/ Perry/ Arrebatado - Crazy Congas
  14. 14. Raumagent Alpha - Bublbobl
  15. 15. Mikron64 - Kings Of Metal Rehearsal Tape

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