laut.de-Kritik
Take me back to FUNKYTOWN!
Review von Nkechi UzomaLeute, schmeißt euren "Best of Black Music"-Bravosampler in die Ecke, das hier ist die wahre Musik für den echten, verwurzelten Black Music Lover. "Paint It Black" goes back, in eine Zeit, in der das Leben für Schwarze wesentlich anders war, zurück zur Basis. Die 15 Tracks auf "Paint It Black" stammen von einigen der größten und wichtigsten Musikern der Black Music, die es jemals gab.
Deshalb ist "Paint it Black" so was wie das Original, der Blueprint für alle Rap, R'n'B und Soulmusik, die heute gemacht wird. Viele der heutigen Beats wird man auf dieser Platte wieder finden. Gerade auch deshalb ist die Platte eine Zeitreise in die 70er Jahre, man kann das Lebensgefühl regelrecht anfassen, es liegt in der Musik. Der Vibe und der Rhythmus dieser Zeit fühlbar in jeder Faser der Tracks. Dabei geht es hier nicht um "boogy down", "shake, shake, shake" oder funky Glamour und Discoballs. "Paint It Black" ist etwas für Puristen. Stoppt den Soultrain, lehnt euch zurück, entspannt und hört einfach nur zu. Was für ein Vibe, was für eine Atmosphäre, die Musik lebt und man entschwindet in eine komplett andere Welt.
Und zwar bereits mit dem ersten Song, der vom schwarzen Mann im Ghetto, seinem täglicher Kampf und von den Jahrhunderten der Unterdrückung zuvor erzählt. Sehr intensiv und beeindruckend ist das. Das folgende "Ghetto: Misfortune's Wealth" groovt wie wahnsinnig und man möchte nichts mehr, als mitgehen und mitgrooven. Musikalisch ist "Paint It Black" tatsächlich "from Jazz to Soul 'n Funk to Blaxploitation". Die Sounds sind mal funky mal soulig, mal groovy, mal ruhig zum Mitwippen und Abdriften. Und sie featuren unglaubliche, sehr intensive, aber nie langweilige Trompete- Bass- und Saxophon-Solos, die den Hörer in eine andere Zeit und Welt beamen.
Dass fast alle Tracks Instrumentals sind, fällt kaum ins Gewicht. Kleine Makel haben aber Tracks wie "Jug Eyes" von Gene Ammons, die sich über acht Minuten ziehen und dabei einfach etwas zu langatmig sind. Dann lieber weiterskippen zu Funk, Inc. mit "Chicken Licken". Die Band macht ihrem Namen alle Ehre und bringt Funk und Groove ins Haus, dass der Gute Laune-Faktor explodiert. Erinnerungen an die Eingangsmelodien von Shaft oder der Bill Cosby Show werden wach. Der Sound ist wahrlich zum Finger-"Licken".
Und so wandelt "Paint It Black" zwischen Soultrain-Brechern und Groove-Attacken einerseits sowie schnelleren, unmelodiöseren, weniger tanzbaren, jedoch nicht weniger faszinierenden Instrumentensolis wie "Chase", "Jug Eyes" und "Sport" andererseits. Nicht nur, dass die Musik es schafft, 70er- und Ghetto-Atmosphäre in unsere Zeit zu transportieren, sie ist auch stellenweise so sanft, mild und entspannt, dass die Devise nur heißen kann: zurück lehnen und Seele baumeln lassen.
"If You've Got It, You'll Get It" von den Headhunters ist dann die Offenbarung überhaupt. Den Beat kennt jeder Black Music Fan, so oft wurde er schon genutzt. Doch hier ist das Original, mit Snares und Bass und Rhythmus und Text, sehr einfach aber es zieht mit und ist voller Melodie. "Paint It Black" ist etwas was für Black Music Lover, die es sich abends bequem machen und in eine andere Welt eintauchen möchten. Yes, take me back to FUNKYTOWN!
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