laut.de-Kritik

Was singt der da eigentlich?

Review von

Wie viele andere Freunde bewegender Liedermacher-Klänge gilt der Berliner Autor, Übersetzer, Songschreiber und ehemalige Ton-Steine-Scherben-Tourmanager Misha G. Schoeneberg als großer Anhänger des Schaffens von Leonard Cohen. Bereits in den Siebzigern verfiel der Hauptstädter dem rebellischen Gestus des kanadischen Songwriters. Seitdem ist die Musik Cohens ein stetiger Begleiter im Leben Schoenebergs.

Nach Jahrzehnten des dankbaren Nehmens glaubt er, nun sei es an der Zeit, etwas zurückzugeben. So präsentiert Schoeneberg dieser Tage anlässlich des 80. Geburtstages der Legende aus Montreal eine Hommage in Form eines Tribute-Albums der ganz besonderen Art.

Statt sich nämlich selbst hinters Mikrofon zu stellen, lud Schoeneberg eine beachtliche Zahl großkalibriger nationaler Künstler ins Studio, um einem zusammengestellten Potpourri des Maestros die Ehre zu erweisen. Dabei ging es vor allem um die Texte der ausgewählten Songs. Nicht nur einmal stellte sich der Berliner in den letzten vierzig Jahren die Frage: Was singt der da eigentlich?

Um Antworten zu finden, machte sich der gelernte Übersetzer über Cohens Texte her, übertrug sie ins Deutsche und breitete die Ergebnisse fein säuberlich im Studio aus. Nina Hagen, Peter Maffay, Cäthe, Max Prosa, Anna Loos und Co. stecken die Übersetzungen in musikalisch passende Gewänder.

Wie nicht anders zu erwarten stand, entschieden sich die meisten Auserwählten für einen geschmeidigen, spartanisch instrumentierten Background. Zart gezupfte Akustikgitarren, beruhigende Piano-Wellen und hin und wieder eingestreute, in Samt und Seide gehüllte Trommel- und Percussion-Spielereien bilden natürlich ein sicheres Terrain.

Zu durchschaubar und anbiedernd klingen die Neuinterpretationen aber trotzdem nicht. Dafür sorgen allein schon all die unterschiedlichen Stimmen. So überraschen die Jungs von Madsen beispielsweise mit einer überaus zärtlichen Version von "Hey, That's No Way To Say Good-bye" ("Hey, Das Ist Nicht Der Tag Zu Geh'n"), während Cäthe mit viel Inbrunst eine Zwiesprache mit dem Allmächtigen hält ("Lover Lover Lover").

Reinhard Mey nähert sich Cohen gewohnt einfühlsam ("Sternblauer Trenchcoat"), ehe Johannes Oerding dem Seelenschmerz mit bluesigem Timbre zu Leibe rückt ("Die Frau Des Wanderers").

Sie alle machen ihre Sache gut, pendeln bravourös zwischen Ehrfurcht und huldigender Selbstdarstellung und legen hier und da sogar ein markantes Überraschungsei. So begibt sich Peter Maffay auf einen rockigen Manhattan-Berlin-Trip ("Zuerst Also Manhattan"), während Nina Hagen in bewährter Rrrrrrr-Manier "Am Dunklen Fluss" spazieren geht.

Mit Ausnahme von Tim Bendzko ("Geschichte Isaaks") und dem sich für "Hallelujah" in den Armen liegenden Komplett-Kollektiv führen am Ende alle Musiker das Werk Leonard Cohens weitestgehend kitschbefreit in ein neues, bisweilen stark leuchtendes Licht. In diesem Sinne: Happy Birthday, Mr. Cohen.

Trackliste

  1. 1. Hey, Das Ist Nicht Der Tag Zu Geh'n
  2. 2. Leb Wohl, Marianne
  3. 3. Einer Von Uns Muss Sich Irren
  4. 4. Der Partisan
  5. 5. Geschichte Isaaks
  6. 6. Joan Of Arc
  7. 7. Sternblauer Trenchcoat
  8. 8. Lover Lover Lover
  9. 9. Die Frau Des Wanderers
  10. 10. Küss Mich Bis Die Welt Vergeht
  11. 11. Hallelujah
  12. 12. Zuerst Also Manhattan
  13. 13. Hymne
  14. 14. Gerechtigkeit
  15. 15. Alexandra Geht
  16. 16. Am Dunklen Fluss
  17. 17. Der Sog

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4 Kommentare mit 15 Antworten

    • Vor 10 Jahren

      Na komm, die Interpretenliste ist doch höchstens halb-beschissen, und es gibt auch einige Leute, die schon in der Vergangenheit gezeigt haben, daß man Cohen-Lieder auch recht annehmbar in anderen Sprachen interpretieren kann. Ich hab's mir mal spaßeshalber in den Einkaufskorb für nächste Woche gelegt - so groß kann der Kulturschock ja eigentlich nicht werden, zumal ich wirklich den meisten Interpreten wenigstens halbwegs zutraue, mit dem Werk des Meisters vertraut zu sein.
      Gruß
      Skywise

    • Vor 10 Jahren

      Ulf schreibt sicher am Cohen Review und zu Butterbrötchen seine Reviews sag ich nix mehr. KB nicht böse sein, Wecke ist in einigen Teilen DE`s tatsächlich ein Brötchen. Naja ich bin halt leicht verführbar für solche Wortspielchen und an das Review vom neuen Cohen Album denk ich schon den ganzen Tag: Warum hat Kai sich dieses blöde Album, an dem Tag zum Review ausgesucht?

    • Vor 10 Jahren

      @Speediconzal
      Warum schreibst du so hässliches "Kleinstadt-Hillbilly-abfuck-deutsch"? Oder ist das nur'n gezogenes Register? "zu Butterweck seine Reviews sag ich nix mehr" find ich besonders schlimm.
      @ontopic
      Tinco hat recht. Ich bin richtig angesäuert über dieses Album. Wen soll sowas ansprechen? Cohen Fans die kein Englisch können? Oder Fans der Interpreten? Ganz ehrlich, von den ausgewählten Interpreten mag ich nur Reinhard Mey. Tut sowas nie wieder.Das ist dermaßen ein Verbrechen an Cohens Musik. Ich geh meine Ohren mit popular problems ausspülen. Schreibt Ulf die Review dazu?

    • Vor 10 Jahren

      Hast ja Glück. Du durftest auch die letzte schreiben, wenn ich mich recht erinnere. Der andere der mir dazu einfallen würde wäre Giuliano.

    • Vor 10 Jahren

      "Kleinstadt-Hillbilly-abfuck-deutsch"

      Weil ich garnix(chts) anderes kann? Nie etwas anderes gelernt habe, aus einer Kleinstadt komme und froh bin, wenn ich wenigstens die Rechtschreibung halbwegs hin bekomme.
      Und ich empfinde eher es umgekehrt: Wie bengt muss es im Oberstübchen sein, das man sich über so was überhaupt Gedanken macht bzw. keine? Du musst nun auch nicht peinlich berührt tun, ist einfach so und nein ich schäme mich nicht meiner Herkunft.

    • Vor 10 Jahren

      @Speediconzal
      Das ist berufsbedingt. :D
      Und ich hasse Dialekte. Vor allem Plattdeutsch. (Das ist keine eigene Sprache, sondern nur'n hässlich klingender Dialekt.)
      nur berlinerisch ist i.O. :P

    • Vor 10 Jahren

      Dieser Kommentar wurde vor 10 Jahren durch den Autor entfernt.

    • Vor 10 Jahren

      nein, moody. die letzte war der meilenstein. den hat guiliano gemacht. wir wechseln uns ab wie gentlemen mit gleicher vorliebe es eben tun :)

    • Vor 10 Jahren

      @Ulf
      Old Ideas hattest du aber auch rezensiert?Das meinte ich. Das Guiliano den Meilenstein geschrieben hat weiß ich.
      Ne gute Flasche Wein geht zu den Alben übrigens auch. (auch wenn's irgendwo ein Klischee ist.)

    • Vor 10 Jahren

      ja, das geht total gut. :joint: & :wein:

    • Vor 10 Jahren

      @reviews: ja, die old ideas, live in london & isle of wight 1970 (der auftritt hat rockgeschichte geschrieben); text zur neuen auch längst fertig :)

    • Vor 10 Jahren

      @moody echt Deutschlehrer? Ok, dann muss ich wohl erstmal Luft holen und noch mehr üben in Deutsch. Schau ich hab damals nur eine Realschule besucht, deutsch kam garnicht gut an, bei meiner Lehrerin. Aber Geschichten erzählen, konnte ich schon damals. Finde daran nichts verwerfliches, im Gegenteil lache über die Geschichten viel entspannter, als ich es damals konnte/durfte. Aufsätze z.b. waren von der Geschichte immer 1-2, Rechtschreibung, Zeichensetzung na ja 4-6. Damals geschämt für meine Schludrigkeit, heute u. A. durch in Foren unterwegs oder eigene Foren gehabt, seit 1997, bin ich froh und glücklich was ich da durch alles gelernt habe.

      @Ulf hau raus das Ding, das ist Folter schlimmer als bei der Taliban. ;)

    • Vor 10 Jahren

      Ich und Lehrer :lol: Wahrscheinlich für Englisch und Deutsch an Gymnasien, weil die dämlichen kleinen Blagen erstere in ihrer Zukunft als BWLer brauchen werden. :rolleyes: Das Studium zahlt natürlich Papi samt iGear und Benz.

    • Vor 10 Jahren

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  • Vor 10 Jahren

    Wo ist Kunze? Irgendwie muss ich bei dem Werk an das hier denken: http://youtu.be/kr567emaRSc

  • Vor 10 Jahren

    Passiert selten, dass mich eine Platte wütend macht, aber meine Fresse, für etliche der Beiträge gibt es wenig schöne Worte. Münder bewegen sich, irgendwelche Töne kommen heraus, sie haben keine Richtung, keine Farbe, keine Bedeutung, wie Gänge voller erbärmlich verstümmelter und achtlos aufgereihter Totgeburten. Immerhin gibt's Lichtblicke und abgesehen von der häufig fremdschamerzeugend holprigen Lyrik können ersten Eindrücken nach zumindest Mey, Plewka und Maffay ihre Songs mit Leben füllen. Am Ende bleibt aber die Frage, mit welchem Kraut in der Backe jemand die Produktion dieser Platte für eine gute Idee gehalten haben könnte.

  • Vor 10 Jahren

    Ist natuerlich schwierig soetwas. aber dieser deutsche Gemischtwarenladen ist wirklich grenzwertig bis unterirdisch.

    Nina Hagen hat zwar etwas ihre Stimme wieder gefunden, aber dieses manirierte, künstliche Gegurre geht trotzdem gar nicht.
    Am besten gefällt mir der Beitrag von Tim Bendzko. Schnörkellos, geradeaus - einfach gut.

    Der Rest - na ja.