laut.de-Kritik
Eine Selektion feiner Dubs, Dubs, Dubs, Dubs ...
Review von Tobias KrausGemeinhin gilt Osbourne Ruddock aka King Tubby als Erfinder und Großmeister des Dub. Ruddock interessierte sich früh intensiv für Technik und Elektronik. Als Teenager reparierte er Radios, baute Verstärker und schloss eine Ausbildung als Elektroingenieur ab. In den späten Sechzigern avancierten sein Studio und sein Soundsystem, King Tubby's Hometown Hifi, zu einer Keimzelle innovativer und für damalige Verhältnisse technisch hochstehender musikalischer Neuerungen - wie vorliegende Kompilierung eindrucksvoll dokumentiert.
Hier wurde sprichwörtlich das "Dubbing" erfunden. Aus bestehenden Reggae-Songs nahm man die Vocals raus, schubste sie mit Reverb oder Delay wieder rein oder man frickelte ganze Spuren auseinander, filterte sie und fügte teils absurde Sounds und Töne dazu. Anfang der Siebziger stand Tubbys Hifi für den angesagtesten Sound Kingstons und er selbst war bei unzähligen Produzenten und Soundsystem-Betreibern heiß begehrt, wenn es darum ging, Dubs und Mixe bereits bestehender Produktionen zu kreieren.
Und so wundert es kaum, dass jener King Tubby, der leider 1989 ermordet wurde, mit immerhin sieben Stücken auf "Rough Guide To Dub" vertreten ist. Auch ansonsten liest sich die Liste der gefeaturten Engineers, Combos und Artists wie ein Who is Who der goldenen, analogen Roots und Dub-Zeiten: Prince Jammy, ein Schüler Tubby's, Vivian Jackson, Upsetters, Randy's Allstars und Keith Hudson um nur einige zu nennen.
Zielsicher selektiert hat das Ganze die Londoner Reggae-Koryphäe Steve Barrow, die vor Jahren mit dem Buch "A Rough Guide To Reggae" ein lange fälliges Standardwerk über die Stilrichtung vorlegte und an das "A Rough Guide To Dub" kompetent anknüpft. Kompiliert wurden 20 hochkarätige Dub-Versions teils bekannter Tracks wie Dennis Browns Klassiker "General", der Ska-Evergreen "Shank-I-Shek", eine Keith Hudson-Version von "Satta Massa Ghana" (The Abyssinians) oder "Don't Let Problems Get You Down" von Horace Andy.
Der Track "Ordinary Version Chapter Three", ursprünglich von Randy's Allstars eingespielt, bekam das Dubbing von ET verpasst. ET steht für Errol Thompson, einem weiteren ganz großen Produzenten und Engineer jener Tage, der im Januar 2004 verstarb - mit Sicherheit eine Hommage Barrows an Thompson. Wer mehr über die Ursprünge experimentellen Studioengineerings lernen und hören will oder einfach nur auf fette Bässe, easy Reggae-Grooves und Heavyweight-Riddims steht, sollte unbedingt reinhören. Ganz feiner Dub, Dub, Dub ...
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