Various Artists - " That's Life At The Wild At Heart Vol. 1"

Es ist jetzt wohl an der Zeit für ein Geständnis. Ich bin trotz meiner sechs Jahre in Berlin noch nie im Wild At Heart gewesen. Davor schon einige Male, aber noch nie drin. Hätte ich den Laden schon einmal betreten, nähme ich diese CD vermutlich nie wieder aus meinem Player heraus. "That's Life! At The Wild At Heart Vol. 1" kompiliert zwanzig der besten Live-Tracks, die je im legendären Kreuzberger Punk-Rock-Pub gespielt wurde.

Wenn man die Scheibe einwirft und anspielt, kann man den Schweiß förmlich riechen. Mitten hinein in den Pit wird der Hörer geworfen, wenn die Mayhem-Kanadier The Real McKenzies ihre Dudelsäcke aufpusten und loslallen. Und da kommt man nicht so schnell wieder raus. Will man auch gar nicht. Denn dank der Liverille kann man auch prima mit der Wohnzimmerstehlampe pogen.

Verschnaufpausen gibts keine. Irgendwo zwischen Punkrock, Punk, Rockabilly und Schweinerock bewegen sich die Tracks, immerhin bestückt mit großen Namen von den Generators über die Lokalmatadore Terrorgruppe bis zu den Superkoteletten von Peter Pan Speedrock. Sogar der Country-Tunichtgut Handsome Hank und seine Lonesome Boys haben sich schon mal nach Kreuzberg verirrt.

Einer der definitven Höhepunkte des Samplers ist das von Marky Ramone & The Speedkings auf Lichtgeschwindigkeit geknüppelte "Teenage Rock'n'Roll Suicide", dass Marky den "Teenage Chicks here in Kreuzberg" widmet. Roger Miret & The Disasters übernehmen da gern und punk'n'rollen sich mit "Kiss Kiss, Kill Kill" durch den Club. Meine Frisur gerät leicht durcheinander.

Auch für die Generators haben die Wildherzler den roten Teppich schon mal ausgerollt, sie danken es mit Lautstärke und ehrlichem Rock. Bei dem Surf-Track "Haunted Cathouse" von den Nekromantix wäre mal Zeit, zur Bar zu wippen und ein Bier nachzubestellen, während die Flammen-Hemden-Fraktion ihre Leibchen nass schwitzt.

Die Terrorgruppe weisen nach, dass sie die flinkesten Barden des Bezirks sind, "Gestorben Auf Dem Weg Zur Arbeit" ist der einzige deutschsprachige Song auf dem Album. Die DeRita Sisters testen den Grenzbereich der Hausanlage, Psychopunch brüllen sich die Lungen raus, und Peter Pan Speedrock schrammeln und grunzen "Auf Der Axe". Was man halt so macht, wenn der Mob rult.

Der Riesenpluspunkt der Compilation ist allerdings die Abmischung. Alle Tracks sind in der Lautstärke angeglichen, so dass man sich nicht zu Tode erschreckt, wenn ein neuer Track loshämmert. Die Übergänge vermitteln tatsächlich das Gefühl, dass das Publikum ein und dasselbe sei. Dabei sind die Stücke zwischen acht Monaten und zweieinhalb Jahren alt.

Es scheint, als müsse ich doch mal ein Bier in der Wiener Straße 20 gurgeln.