laut.de-Kritik

Fette C-64-Disko für Retrofans ohne Schlagerphobie.

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Ein Jahr nach dem 20-jährigen Jubiläum hauen Welle: Erdball dem geneigten Elektropopfan ein neues Album "Tanzmusik für Roboter" vor den Latz. Alles ist wie vor zwei Dekaden: Fette C-64-Disko für Retrofans ohne Schlagerphobie, Atari-Fetischisten und NDW-Verehrer. Mottoparty-Tracks ohne Ende, Ausreißer nach oben oder unten gibt es kaum.

Mit den Erdbällchen und ihrem feste Bandmitglied, dem Commodore SX-64, ist es strukturell ein wenig wie mit AC/DC oder Bad Religion. Kennt man ein, zwei Platten, kennt man das Konzept. Berechenbarkeit als bewusster Teil des Konzepts. Das muss nicht schlecht sein, kann über eine Gesamtstrecke von fast 20 Songs aber auch mal langweilen. Die aktuelle Scheibe bildet da keine Ausnahme.

Zum Glück haben Keyboarder A.L.F. und der hervorragende Live-Entertainer Honey einiges auf der Haben-Seite zu bieten. Immer wenn sie das ganz große Fass aufmachen, macht die CD viel Spaß. Achtziger Arcade-Sound im Strobo-Style ("Gib Mir Meine Zukuft Zurück", "Ich bin aus Plastik") und perfekte First Generation Videogame-Ästhetik treffen auf perfekte Italo-Disko-Imitate ("Computersex", "Vielen Dank für die Information"). Auch melodisch und harmonisch haben die beiden Stromkreis-Verrückten so einiges an abgehangener Gassenhauerei auf der Pfanne ("Die Liebe der 3. Art", "Das Passwort", "Der Flipperkönig").

Sobald die weiblichen Vocals zu hören sind, verlieren sich die Lieder aber in der immer gleichen Schiene: Lass uns mal DÖFs "Codo" und ein wenig Ideal miteinander verpixeln nd hoffen, es klappt auch noch beim 1000. Mal. Auch der beste Witz kann an totreitender Wiederholung zu Grunde gehen. Der zweite Nervtöter ist das ständige Setzen auf die Kraftwerk-Karte der Bartos-Phase. Als Grundidee nicht schlecht, verödet das Konzept zusehends. Hätten sie zwischendrin noch ein paar andere Ikonen wie Jean Michel Jarre zitiert, wäre das ganze abwechslungsreicher und weniger epigonal.

Zur Krönung dieser Einspurigkeit offerieren Welle: Erdball dann noch die langweiligste Kraftwerk-Coverversion, die ich je hörte. "Die Roboter" fügen dem grandiosen 1978er Original nicht eine einzige Idee hinzu. Sklavische Reproduktion statt echter Interpretation. Das üble Ergebnis taugt mehr zur Zwillingsforschung als zum Hörerlebnis.

So schwankt die ganze Platte etwas unentschlossen zwischen gelungener Unterhaltung und großem Gähnen. Dabei gäbe es Wege, die eigentlich tolle Retromusik konzeptionell aufzufrischen und nicht selbst wie ein Fossil zu klingen. Bands wie Light Asylum haben dies vor einiger Zeit eindrucksvoll bewiesen.

Trackliste

  1. 1. Welle:Erdball - Welle:Erdball
  2. 2. Gib Mir Meine Zunkunft Wieder
  3. 3. Der Flipperkönig
  4. 4. Die Liebe Der 3. Art
  5. 5. Mimikry
  6. 6. Ich Mach Mich Schön
  7. 7. Die Roboter
  8. 8. Computersex
  9. 9. Herzschlag Alarm
  10. 10. Computerklang
  11. 11. Mensch Gegen Maschine
  12. 12. Das Passwort
  13. 13. Des Wahnsinns Fette Beute
  14. 14. Ich Bin Aus Plastik
  15. 15. Die Gedanken Sind Frei
  16. 16. Tanzmusik Für Roboter

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