laut.de-Kritik

Kritisch und sehr unterhaltsam: Helden in Perfektion.

Review von

"Soundso" ist ein facettenreiches Album. Es enthält liebliche Pop-Melodien wie bei "Für nichts garantieren" und klingt an anderer Stelle kratzbürstig wie bei der "(Ode) An Die Arbeit" oder dem bereits bekannten "Endlich Ein Grund Zur Panik". Hintergrundchöre, Zweitstimmen und Saxophonsoli tragen ihren Teil bei. Generell spielen WSH auf "Soundso" viel mehr mit den verschiedenen Ebenen von Musik. Es kommen unter anderem Bläser zum Einsatz, die Gitarren klingen teilweise druckvoller und rockiger.

"Von Hier An Blind" war textlich eine Weiterentwicklung der Helden im Vergleich zum Erstling "Die Reklamation", auch wenn es nicht ganz so viele Hits enthielt und auch manchmal ein bisschen zu sehr auf die Metaebene der Lyrik rutschte. "Soundso" legt noch eins drauf: nicht nur textlich, sondern auch musikalisch sind die Helden gereift.

Standen beim letzten Album vor allem große Gefühle ganz vorne und drängten die Kritik an der Gesellschaft weitgehend in den Hintergrund, so kehren die Helden mit ihrer neuen Platte wieder zurück zu alten Stärken. "Die Konkurrenz" ist eines dieser Lieder mit dem typischen WSH-Sound: nach vorn gerichtet und sehr eingängig. Doch gleichzeitig ist es auch eine harsche Kritik an der Ellbogengesellschaft, in der ein "Punk" oder "Hippiekind" nichts zu suchen hat.

Auch "The Geek (Shall Inherit)" nimmt den Einheitsbrei der heutigen Zeit in die Mangel: "Weißt du genau, wie es ist, immer raus zu fallen, nur nicht weit genug, um woanders anzukommen?" Diese leicht verdauliche Gesellschaftskritik rührt an manchen Stellen beinahe zu Tränen. "So viel kaputt, aber zwischen der Glut zwischen Asche und Trümmern war irgendwas gut", heißt es in "Kaputt" - der Track beschreibt den Aufstieg des Phönix aus der Asche. Denn egal wie kaputt dein Elternhaus, deine Kindheit, deine Beziehung war, aus allem erwächst etwas Gutes, und du kannst gestärkt daraus hervorgehen. So weit die Botschaft der Helden.

Doch auch die Liebe kommt nicht zu kurz auf der neuen Platte der Berliner. "Labyrinth" beschreibt die Verschmelzung eines Liebespaares und spielt dabei wunderschön mit einer Zweitstimme - das Lied klingt vielschichtiger als andere Helden-Titel. In "Verschwinden" will sich das Paar vor der Welt verstecken, um ganz alleine zu sein.

In eine Schublade lassen sich Wir sind Helden nicht stecken: dafür ist die Sozialkritik zu sehr Mainstream, die Liebeslieder sind keine Schmonzetten und manche Songs sind so wirr geraten, dass man ein bisschen davor zurückschreckt. Doch dieses Album ist hörenswert - von vorne bis hinten - und macht sehr viel Spaß.

Trackliste

  1. 1. (Ode) An Die Arbeit
  2. 2. Die Konkurrenz
  3. 3. Soundso
  4. 4. Für Nichts Garantieren
  5. 5. Kaputt
  6. 6. Labyrinth
  7. 7. The Geek (Shall Inherit)
  8. 8. Endlich Ein Grund Zur Panik
  9. 9. Der Krieg Kommt Schneller Zurück, Als Du Denkst
  10. 10. Hände Hoch
  11. 11. Stiller
  12. 12. Lass Uns Verschwinden

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