laut.de-Kritik
Für die dümmste anzunehmende Zielgruppe.
Review von Dani FrommWahnsinn. Warum schickt ihr mich schon wieder in die Hölle? Hab' ich nicht genug gelitten? Ehrlich nicht? Hat Wolfgang Petry nicht überhaupt eigentlich längst seinen Hut genommen?
Scheißegal, er ist wieder da, und die Musikindustrie hat seine Fans offenbar längst als die dümmste anzunehmende Zielgruppe ausgemacht. Denen kann man den alten Scheiß wieder, wieder und wieder andrehen, und dann einmal noch. Ein Anlass dafür wird sich schon an den längst gekürzten Haaren herbeiziehen lassen.
Nach dem 30-jährigen Bühnenjubiläum, dem (echt guter Witz) letzten Konzert, der aufgewärmten Resteküche mit (noch so ein Schenkelklopfer) "tanzbaren" Bummsbeats, Weihnachten und dem einigermaßen misslungenen Wandlungsversuch vom Schlagersänger zum Rocker steht nun schon die nächste Festivität an: Vierzig Jahre bewegt sich Petry inzwischen im Geschäft. Um das zu zelebrieren, lassen wir uns jetzt aber mal etwas richtig Außergewöhnliches einfallen. "40 Jahre - 40 Hits"? Machen wir gleich eine "Pop Giganten"-Ausgabe dazu. Mensch, ja, das ist gut.
Nein, ist es nicht. Die Scham- und Lieblosigkeit, mit der Petry und seine Labelverantwortlichen diese Fangemeinde schröpfen, haut mir jedesmal aufs Neue den Vogel raus. Es kann doch einfach nicht wahr sein, dass die Anhängerschar da schon wieder eine Zusammenstellung der immer gleichen, hoch-, runter- und durch und durch durchgenudelten Gassenhauer geboten bekommt.
"Alle Hits von Wahnsinn bis Brandneu", brüllt es jedoch ungerührt vom Cover, dessen Artwork immerhin wenig Raum für falsche Erwartungen lässt: Diese Zusammenstellung wirkt so ranzig, wie die abgebildete ausgefranste Jeansjoppe zweifellos riecht. Wer sich noch an Zeiten erinnert, da in Kneipen geraucht werden durfte, weiß Bescheid. Modell kalter Aschenbecher. Örks.
"Von Wolle persönlich zusammengestellt!", schreit der Sticker weiter. So das denn stimmt, hat sich Herr Petry wahrlich keine besondere Mühe gegeben, eine originelle Auswahl zu treffen. "Weiß Der Geier", "Verlieben, Verloren, Vergessen, Verzeihen", "Bronze, Silber Und Gold", dazu "Tinte" und "Rettungsboot" zusammen mit Sohn Achim ... Die üppig bestückte Tracklist lässt keinen Heuler aus. Wer, um Himmels Willen, kauft denn das noch?
Ein, zwei Köder für die Hardcore-Fans, die den versammelten Quatsch doch ohnehin schon sämtlich in mehrfacher Ausfertigung im CD-Regal stehen haben müssten, braucht es offenbar doch: Zwischen 37 ollen Kamellen verstecken sich homöopathische "3 neue Songs". Geil, geil, geil - und auch das stimmt so schon wieder nicht ganz. Zumindest in einem der Fälle handelt es sich mitnichten um ein neues Stück, von Frische redet ohnehin niemand.
"Um das Spannungsfeld zu unterstreichen, beamt er uns mit einem neuen Rock-Mix seines Liedes 'Jeder Freund Ist Auch Ein Mann' aus dem Jahr 1977 direkt in die Neuzeit des aktuellen Petry-Sounds", schwadroniert unterdessen die Produktinformation. Spannung, beamen, neu, Rock, Neuzeit, aktuell, my ass. Lauter Hanebüchereien zu einer einzigen Zopfigkeit von einem Lied ... Für so blöd kann doch niemand irgendjemand anderen halten, dass er ihm das ernsthaft aufzutischen versucht.
Bleiben also zwei tatsächlich neue Nummern. Augen zu und durch, das steh'n wir durch, auch wenn mir mindestens einer davon schon wieder hochgradig verlogen vorkommt: In "Der Letzte Seiner Art" gibt Wolle Petry zu quäkender Törööö-Melodie und E-Gitarren den nachdenklichen, etwas verständlicheren Bruder von Udo Lindenberg. "Manchmal ist die Welt ein großer Zoo", erkennt er da. "Wenns ums Geld geht, sowieso." Stimmt auffallend, muss er auch wissen: Um nichts anderes geht es ja offenkundig bei dieser Veröffentlichung.
"Du musst dich selbst drum kümmern, dass du kein Arschloch wirst." Sollte es Wolfgang Petry wirklich um sein Karma gehen, könnte er wirklich langsam damit anfangen, die ständige Abzocke seiner Fans zu unterbinden.
... und ihr, Petry-Jünger: Hallo!? Lebt ihr noch? Ich warte seit "Einmal Noch" auf euren Mistgabelaufstand. Brecht den doch bitte endlich vom Zaun. Er besitzt jede Rechtfertigung der Welt.
17 Kommentare mit 22 Antworten
leute die sowas kaufen/feiern wissen evtl gar nicht das es auch andere musik gibt!?
Dieser Kommentar wurde vor 8 Jahren durch den Autor entfernt.
Das Überflüssigste an dem ganzen Gedöns ist diese völlig überkandidelte (anti-)marktschreierische 'Rezension', die auch kein Mensch braucht, genauso wenig wie Petrys Heil Teil 40. Was soll diese 'Ich bin der Checker'-Selbstdarstellung im Zusammenhang mit so einem Mist? Und was soll der Petry überhaupt auf laut.de? Manchmal ist Schweigen einfach besser ...
ich mag ihn einfach nicht
Frag mich auch, warum diese Veröffentlichung überhaupt besprochen wird.
ich find's bös gut, eigentlich... NICHT!