laut.de-Kritik
Ordentlicher Bluesrock, auch ohne Clapton und Page.
Review von Giuliano BenassiEin Yardbirds-Album zu verreißen wäre einfach: Sänger Keith Relf ist schon lange tot, die ehemaligen Mitglieder Clapton und Page sind nur bei den Danksagungen anzutreffen und mit der Ausnahme von ein paar Best-Of-Sessions handelt es sich um die ersten Studioaufnahmen seit 36 Jahren. Erschwerend kommt hinzu, dass acht von fünfzehn Stücken aus der kurzen Glanzzeit der Band stammen, also fast 40 Jahre auf dem Buckel haben. Verschiedene Indizien, die den Gedanken nach einer schnellen Abzocke nahe legen.
Gegen diese Vermutung spricht aber Einiges. Erstens erscheint "Birdland" auf Steve Vais vergleichbar kleinem Label "Favored Nations" - und der egozentrische Gitarrist unterstützt normalerweise nur, was ihm wirklich gefällt. Außerdem ist die Band Anfang April ohne großes Trara für einige Auftritte durch Deutschland gezogen und dabei eher in kleinen Schuppen aufgetreten. Offensichtlich gebührt der Lust am Spielen eine mindestens ebenso große Rolle wie der Kohle.
Die übriggebliebenen Gründungsmitglieder Jim McCarthy und Chris Dreja haben sich etwas Gutes einfallen lassen: alte Lieder ja, aber mit hochkarätiger Unterstützung an der Gitarre. Die meisten Gäste haben ihren höchsten Bekanntheitsgrad zwar in den 80er Jahren erreicht, sind aber für ein ordentliches Solo immer noch zu haben. Mit dabei: Slash, Brian May von Queen, Steve Lukather von Toto, Labelchef Vai und sein G3-Kollege Joe Satriani. Als Krönung gibt es sogar das ehemalige Mitglied Jeff Beck, der sein Homestudio für die Aufnahmen zur Verfügung stellte.
Friede, Freude, Eierkuchen bei so vielen Gastauftritten? Ja. Laut McCarthy sollen die ehemaligen Mitglieder von den Liveauftritten begeistert gewesen sein, Jimmy Page habe ihm sogar persönlich am Telefon mitgeteilt, dass sie die guten alten Zeiten am Leben erhielten. Eine Stimmung, die sie auch ohne Publikum und in der neuzeitlichen Stammbesetzung rüberbringen. Vor allem überraschen sie mit sieben Neukompositionen. Nicht nur der Opener "I'm Not Talking" bluesrockt ordentlich: Obwohl er nur in den 70er Jahren kurz auf sich aufmerksam machen konnte, legt Gitarrist Mayo einen überraschend markanten Stil an den Tag. Selbst das dem verstorbenen Relf gewidmete "An Original Man" schafft es, ohne übermäßigen Schmalz aus zu kommen. Der neue Sänger John Idan röhrt beschwingt und kann John Rzeznik von den Goo Goo Dolls bei seinem Gastauftritt in "For Your Love" Stand halten.
Alte Herren, die noch mal auf den Putz hauen wollen, gibt es einige. Die Yardbirds sind kaum die bekanntesten unter ihnen, mit "Birdland" zeigen sie aber, dass sie es noch gut können. Geld ist bestimmt nicht zu verachten, dafür gibt es bei ihnen nicht nur ein ganz nett gestaltetes Cover, sondern auch einen überzeugenden Inhalt.
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