laut.de-Kritik
Der "fucking Poser" (Ozzy Osbourne) öffnet sich dem Pop-Rock.
Review von Anne OhnmachtDie ersten beiden Yungblud-Alben "21st Century Liability" und "Weird!" handeln von den Ungerechtigkeiten und Problemen der heutigen Welt. 2022 will er sich mehr auf sich selbst konzentrieren. Ein deutlicher Hinweis darauf ist in der Regel, wenn Künstler*innen ein selbstbetiteltes Album veröffentlichen.
Der 25-jährige Brite vermischt erneut Punk mit Rock und Pop. Als persönlichstes Lied geht wohl "The Boy In The Black Dress" durch, in dem Yungblud einen Einblick in seine Kindheit und Jugend gwährt und Menschen aufzählt, die ihn zu dem gemacht haben, was er heute ist.
"Viele Leute versuchen, mich in eine Schublade zu stecken, und viele Leute wollen wissen: Wer bist du?", erzählte er in einem Interview. Genau das will Yungblud aber nicht zulassen und sich mit seiner Musik auch nicht auf ein Genre festlegen. Während er auf letzten Album "Weird" 2020 eher zu Punk und Rap tendierte, steht nun der Mix aus Pop und Rock im Vordergrund.
In "Tissues" erkennt man nicht nur den für The Cure und aktueller auch für Yungblud typischen, verschmierten Eyeliner wieder, sondern auch das Schlagzeug-Sample des Klassikers "Close To Me". Das bietet natürlich einen enormen Wiedererkennungswert und man hängt erstmal am Haken, wenn auch möglicherweise vorerst nur aufgrund der Frage: "Woher kenne ich das?".
"Memories" ist der einzige Track, in dem Yungblud eine Feature-Künstlerin unterstützt. Willow, die Tochter von Schauspieler Will Smith, steht in dem energiegeladenen Track an seiner Seite. Auch wenn sie nicht an Yungbluds kraftvolle Stimme heranreicht, ergänzt sie den Song vorteilhaft.
"I Cry 2" macht einen weiteren Hakenschlag. Im Gegensatz zu den vorherigen Tracks geht der recht gleichmäßige Song nicht in Rock über, erinnert aber aufgrund des Schlagzeug-Beats an The 1975. Die kontinuierlichen Gitarrenriffs bieten einen positiven Gegenpol. Viel zu früh endet der Song nach nicht einmal zwei Minuten Laufzeit.
Ab dem ersten Durchgang macht das Album Spaß. Es beschleicht einen zwar öfter das Gefühl, dass einem ein Lied bekannt vorkommt, aber Yungblud aka Dominik Harrison bietet immer wieder einen neuen Spin. Außerdem überrascht er auch mit ruhigeren Songs wie "Sweet Heroine" und "Die For A Night", ein Song, der gerade einmal 1:33 Minuten dauert. Die meisten Tracks sprühen vor Energie, allerdings lehnen sich viele auch an poppige Radiosongs an.
Empfehlenswert ist außerdem das Musikvideo zu "The Funeral", in dem Sharon und Ozzy Osbourne Yungblud mit ihrem Auto überfahren und ihn einen "fucking Poser" bezeichnen. Der Opener seines Debütalbums "21st Century Liability" handelt bekanntlich von Yungbluds Beerdigung.
9 Kommentare mit 5 Antworten
Fand ein paar seiner frühen Erfolgssingles erstaunlich gut, sympathisch und vor allem nicht so sehr in dieses ausgelutschte Blink 182-Ripoff-Korsett gezwängt, wie bei gewissen anderen ehemaligen Rappern, die sich gerade an Rockmusik versuchen.
Aber dieses Album ist verwaschener Narzisstenmüll mit nem Instafilter.
2/5 ist schon großzügig. Die Texte allein...
Hm. Dafür, dass das hier irgendwie Rock'n'Roll und rebellisch sein will, klingt die Musik maximal glatt produziert, gleichförmig und angepasst an aktuelle Hörgewohnheiten bis ins Letzte. Braucht kein Mensch.
Erinnert mich ein wenig an P!NK, bei der man uns auch weißmachen wollte, sie würde irgendwie "rockige" Musik machen, nur weil in ein paar ihrer Songs Gitarren gespielt werden. Das ist Pop, nichts anderes.
Am schlimmsten ist dieser Anti-Bush-Song, nachdem Bush bei fast allen klar denkenden Amis eh unten durch war.
Hatte wirklich Hoffnung in den Kerl, seine erste Platte war super und seine Konzerte sind der Wahnsinn. Auch wenn die Platte zu glatt und Pop-lastig ist - live kommen die sicher energiegeladen und rockig rüber. Der kann das.
Bin eher ein Fan seiner Anfangszeit und habe spätestens seit dem Album Weird! zunehmen das Gefühl, dass sich die meisten seiner neuen Songs zu sehr gleichen. Ich höre nichts mehr besonderes raus, was wohl hauptsächlich dem "Pop" in seinen neueren Werken zu Schulden ist - und seinem immer gleichen Gesang. Auf Dauer wird seine Stimmte monoton. Da macht selbst MGK geileres Zeug und der bedient sich auch fast immer dem gleichen Schema.
"Fleabag" und "The Emperor" machen noch am meisten Laune und ersteres ist nicht mal auf dem Album gelandet.
Schade, mehr als 3/5 würde ich der Platte nicht geben.
Klingt halt nach Schulmädchen Mucke, da hat sich seit Good Charlotte nix getan...
Ich finde das Album ziemlich gut wobei ich auch sagen muss das "weird" deutlich mehr Ohrwürmer hatte