laut.de-Kritik
Nicht mehr als gute TV-Unterhaltung. Ein Job eben.
Review von Eberhard DoblerUnd wie jedes Jahr chartet die süße Mainstream-Maus mit der Pop-Soul-Stimme heftig - und kommt auf diesen Seiten schlecht weg. Wieso? Ein kleiner Test. "Glaub An Mich", "Ich Glaub An Dich", "Ich Halt' Dich", "Für Dich" - Wer kann diese vier oder eine beliebige andere Catterfeld-Nummer auf Anhieb dem jeweiligen Album zuordnen? Schwierig, so kurz die Songtitel, so schnell verflüchtigen sich die Gesangsmelodien aus dem Gehör: gab es und gibt es alles schon zu oft.
Yvonnes stimmliche Professionalität bleibt unbestritten. Aber ihre Alben? Laue Produktion, lautete das Urteil beim ersten, eintönig beim zweiten. Und das dritte? Knüpft nahtlos an Nummer zwei an: Ist okay, ist schön, nach wenigen Songs macht sich aber heimelige Langeweile breit. Erstaunlich, dass bei aller Melodielastigkeit kaum eine Hookline im Stile von "Die Welt Steht Still" hängen bleibt. Der Mitsing-Faktor tendiert gegen null (vom eingängigen Refrain zu "Sag Mir Was Du Meinst" im R'n'B-Mix mal abgesehen). Komisch, bei Yvonnes stimmlichem Potenzial.
Soundtechnisch bewegt sich alles wie gehabt im sehr poppigen R'n'B- und Soul-Bereich (ab und zu kommt ein wenig Latin oder ein Slowrock-Groove dazu). Im wohltemperierten, manchmal clubbigen Midtempo, das oft ins Balladeske kippt, lautet die Devise: bloß keinen Stress. Uptempo-Tracks würden auch nicht durchgehend zu ihren Themen passen. Yvonne singt zwar seit jeher von der Liebe, präsentiert sich auf dieser Platte aber eher einsam und nachdenklich. Dennoch hätten frischer groovende Tracks wie "Leben Lassen" (bei dem sie selbst mitschrieb) der Platte gut getan.
Ein grundsätzlicheres Problem offenbart sich bei "Als Unser Hass Noch Liebe war", das als ergreifende Ballade inszeniert ist. Der Track bleibt zu Lehrbuch-mäßig arrangiert und kann so nur zum Imitat werden. Sorry Yvonne, aber für solch einen authentisch-hymnischen R'n'B-Schmachfetzen muss man wahrscheinlich das biographische Auf und Ab eines R. Kelly vorweisen - oder sich zumindest mit Haut und Haaren in den Song reinsteigern. Bei "Unterwegs" denkt man aber eher an Artistik und fragt: Wird sie das hohe "C" meistern?
Yvonne Catterfeld bleibt auf ihrem dritten Album wieder zu beliebig. Gute, vielleicht Generations-übergreifende TV-Unterhaltung, mehr will sie mit ihrem geschulten Organ anscheinend nicht sein. Ein Job eben. Irgendwie ehrlich. Schließlich kann man beim Kauf einer CD gleich eine Catterfeld-Sonnenbrille - Modell "Shine like a star" - hinterher bestellen.
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