laut.de-Kritik
Kompromisslos, urbrutal und völlig innovationslos.
Review von Robert FröweinKompromisslos, urbrutal und völlig innovationslos präsentiert sich "A Dreadful Decease". Die österreichische All-Star Truppe Zombie Inc. gibt schon mit Bandnamen und Cover-Artwork die Richtung deutlich vor: Man will den Hörer in die Welt des Splatters, der tiefergelegten Gitarrenriffs und der alten Tage des Death Metal entführen.
Dafür holen sich die beiden Gründer und Gitarristen Wolfgang Rothbauer (u.a. In Slumber, Disbelief) und Gerald Huber (Collapse 7) das Who Is Who der alpenländischen Metalszene ins Boot: Bassist Daniel Lechner (ex-Lacrimas Profundere), Belphegor-Sessionfellgerber Tomasz Janiszewski und – last but not least – die Pungent Stench-Sangeslegende Martin Schirenc, der seit dem Split seiner legendären Hauptband erstmals wieder reinen Death Metal ins Mikro grunzt.
Zombie Inc. wissen genau, in welchen Soundsegmenten sie sich wohlfühlen und ihre Bestleistungen abrufen können. "A Dreadful Decease" bewegt sich fast durchgehend im gehobenen Mid-Tempo Bereich und klingt gerade aufgrubnd der kraftstrotzenden und messerscharfen Riffs von Blondschopf Rothbauer und seinem Kollegen Huber wie ein Hybrid aus Genre-Großbands der alten Tage. Von Dismember borgen sich Zombie Inc. die melodischen Schweden-Leads, Autopsys abartige 'Fuck You'-Attitüde findet ihren Platz in den stumpf-humorigen Horrorlyrics. Wenn die Jungs schon mal das Tempo hochfahren, dann tritt ihre Vorliebe für Oberpsycho Glen Benton und seine Deicide-Sickos deutlich zutage. Einem geschenkten Gaul schaut man bekanntlich nicht ins Maul und deshalb kupfern Zombie Inc. durchaus erfolgreich von oben erwähnten Szeneriesen, ohne zu einer bloßen Kopie zu verkommen.
Der Opener "The Chaosbreed" ist quasi die Blaupause für den Rest des Materials. Neben mannigfaltigen Einflüssen glänzt vor allem Frontmann Schirenc, der zwar optisch zu einer Art Alpen Rob Zombie verkommt, aber noch immer den nötigen Feuereifer für puristischen Todmetall an den Tag legt. Besonders geschmackvoll sind die Arien über Untote. Vor allem wenn man das fette Mastering von Dan Swanö besonders gut heraushört ("Deadtribe Sinister"), flockige Genickbruch-Parts erklingen ("Horde Unleashed") oder die Band sogar in rasante Black Metal Sphären vordringt ("Horror Fills This Hollow Earth").
Die programmatischen Samples (Kettensägen-Gerassel, verzweifelte Frauenschreie etc.) und die oftmals sehr ähnlich klingenden Songschemata sollen das Monsterspaß-Konzept verstärken, schläfern den Hörer aber viel eher ein und wirken ab und an deplatziert. Trotz allem: das Gesamtpaket aus Songwriting, musikalischer Umsetzung und Produktion gelingt verdammt gut. Für ein Retro-Monsterriff wie im abschließenden "Planet Zombie", würden andere Künstler sogar bereitwillig töten.
Wer seinen Death Metal gerne alt, knallhart und nicht überhastet mag, wer sich von Entombed oder Gorefest den Schädel absäbeln lässt und auch nichts gegen partiell eingestreute Melodielinien hat, der kann hier bedenkenlos zugreifen.
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