Der wegen Mordes verurteilte 81-Jährige galt als einer der einflussreichsten Produzenten der Popgeschichte.

French Camp (ebi) - Phil Spector ist tot. Der Musikproduzent starb am vergangenen Samstag im Alter von 81 Jahren im San Joaquin General Hospital im kalifornischen French Camp. Spector war vor wenigen Wochen aufgrund einer Covid-19-Erkrankung von seiner Zelle ins Krankenhaus verlegt worden. Nun sei er wohl an den Folgen der Infektion gestorben, schreibt die Los Angeles Times. Eine offizielle Bestätigung der Todesursache gibt es noch nicht.

Seit den Sechziger Jahren arbeitete Spector mit Größen wie den Beatles, Tina Turner, John Lennon, George Harrison, The Ramones und The Ronettes zusammen und wurde besonders für seine spezielle Aufnahmetechnik berühmt, der sogenannten "Wall of Sound". "Be My Baby" (1963) von den Ronettes gilt als charakteristisches und frühes Beispiel. Seine Produktionsweise beeinflusste zahllose Rockgrößen von den Beach Boys bis My Bloody Valentine.

In jüngerer Zeit brachte es Spector, der mehrmals verheiratet war und mehrere Kinder hinterlässt, allerdings ausschließlich zu trauriger Berühmtheit: 2009 war er wegen Mord zweiten Grades (Totschlag) an der Schauspielerin Lana Clarkson zu 19 Jahren Haft verurteilt worden. Hätte Spector das Ende seiner Haftzeit erlebt, wäre er 88 Jahre alt gewesen. Für negative Schlagzeilen sorgte er gleichwohl schon in jüngeren Jahren. 1974 ließ sich seine Frau und Ronettes-Sängerin Ronnie von ihm scheiden, er habe sie misshandelt und psychisch gequält.

Ronnie Spector erinnerte dennoch in einem Statement an ihren Ex-Mann "Ein trauriger Tag für die Musik, und ein trauriger Tag für mich. Die magische Musik, die wir zusammen machten, war von unserer Liebe inspiriert. Leider war Phil nicht in der Lage, außerhalb des Aufnahmestudios zu leben und zu funktionieren. Er hat das Leben vieler beschädigt".

Auch das Urteil der Punkrock-Ikonen The Ramones war damals eindeutig. Spector hatte 1979 "End Of The Century" produziert. Gitarrist Johnny beschrieb den Mann später als hoffnungslosen Freak, der im Studio die Verhaltensweisen eines Diktators annahm: "ein kleiner Mann mit Perücke und vier Pistolen". Einmal habe er die Band gar in seinem Haus mit Waffengewalt festgehalten. Der mit Spectors Engagement verbundene, ersehnte Chartserfolg für das Album blieb jedoch aus.

Jahrzehnte später berichtete Spector dann, er sei jahrelang wegen einer bipolaren Störung behandelt worden. Im Laufe seiner Karriere zeichnete der Producer für zahlreiche Klassiker mitverantwortlich, etwa "Let It Be" von The Beatles und "All Things Must Pass" von George Harrison (beide 1970) oder John Lennons "Imagine" ein Jahr später. Berühmt wurde auch seine Zusammenarbeit mit Leonard Cohen für "Death of a Ladies' Man" (1977), bei der sich beide heillos zerstritten. Zuletzt coproduzierte Spector 2003 Starsailors "Silence Is Easy". Seit 1989 firmiert Spector in der Rock and Roll Hall of Fame. 2013 legte HBO sein Leben mit Al Pacino in der Hauptrolle ("Der Fall Phil Spector") als Biopic auf.

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