Sechs Jahre nach "25" kommt die Grande Dame des Pop-Souls mit einem "hello from the same side" zurück.

London (ynk) - Vielleicht haben die Leute gemerkt, wie sehr sie Adele vermissen, als sie bemerkt haben, wie lange sie weg war. Ihre nach Lebensjahren benannten Alben springen von "25" auf "30" ein halbes Jahrzehnt. Hätte sie nicht ein Monopol auf die globale Balladenschaft, dann wäre das eine Abwesenheit, die sich auch größere Popstars nicht einfach leisten könnten. Aber vielleicht waren all die Jahre, was es brauchte, damit ihr eiserner Radio-Würgegriff nach der "Hello"-Ära nachlässt. Nun ist es doch soweit: Wir kriegen eine neue Adele-Ära.

In einem ausführlichen Interview mit der Vogue sprach sie über die Bedeutung des Titels. "30" sei in Form und Funktion zwar ein Album über die Scheidung von ihrem Ex-Mann Simon Konecki, im Gegensatz zu bisherigen Projekten gehe es aber weniger um Zorn oder Beschuldigung. Dieses Mal nehme sie sich selbst mehr in den Fokus, ziele mehr auf die eigenen Fehler und Schwächen. Ein Scheidungs-Album von sich selbst hat sie es genannt, gewachsen auf den entwaffnenden Fragen ihres neunjährigen Sohnes Angelo.

Entsprechend bekommen wir nicht die emotionale Eruption, die ein "Hello" oder ein "Rolling In The Deep" zu bieten hatten. Die führende Klaviermelodie klingt wohlbekannt, aber sie ist kristallklar und effektiv gespielt. Da findet mehr Nuance, mehr Konflikt statt als in ihren anderen Hits, was "Easy On Me" verkopfter wirken lässt, weniger direkt. Am Ende starten ihre Vocals die Nummer natürlich trotzdem, denn selbst in so einer komplizierten Ballade überzeugt der Refrain mit beeindruckender Stimmgymnastik. Bei einer Textstelle wie "You can't deny how hard I've tried / I changed who I was to put you both first / But now I give up" in der zweiten Strophe zündet das Tearjerker-Kino.

Aber trotzdem - "Easy On Me" fühlt sich nicht wie die große Abrissbirne oder der große Ohrwurm an. Natürlich wird sie sich kommerziell gut schlagen, allein schon weil der Comeback-Hype gewaltig und die Radio-Landschaft ausgehungert ist. Aber dass "30" nicht ihre kommerziell ambitionierteste Ära sein wird, verriet sie im Interview bereits selbst. Dieses Album will etwas sperriger sein, erzählerischer, dabei aber musikalisch im Kern das gleiche Feld abstecken. Trotzdem seien ein paar Überraschungen auf der Platte zu finden. Co-Produktionen von Max Martin hat sie bereits angekündigt. Am 19. November wissen wir mehr.

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