Im Streit um eine Tributeshow bewertet der BGH Kunstfreiheit höher als Persönlichkeitsrecht. Wendet sich Turner nun an das Bundesverfassungsgericht?
Karlsruhe (ebi) - Der seit über zwei Jahren andauernde, juristische Streit zwischen Tina Turner und dem bayerischen Produzenten der Tribute-Show "Simply The Best - Die Tina Turner Story" fand gestern in Karlsruhe ein vorläufiges Ende. Der Bundesgerichtshof entschied zugunsten des Veranstalters Cofo Entertainment und wies die Klage der 82-Jährigen ab. Turner war zuvor bereits in zweiter Instanz vor dem Oberlandesgericht Köln gescheitert.
Die Anwälte der Sängerin hatten argumentiert, das Plakat, mit dem das Musical beworben werde, erwecke den Eindruck, Turner selbst trete dort auf bzw. unterstütze die Show, das Publikum werde in die Irre geführt. In diesem Fall, so der Vorsitzende BGH Richter Thomas Koch, überwiege die Kunstfreiheit aber das Persönlichkeitsrecht: Es werde nicht der Eindruck erweckt, Turner wirke an der Show mit. Auf dem Plakat sei Darstellerin Dorothea Fletcher abgebildet. Insofern würden in diesem Fall "keine falschen Tatsachen behauptet".
Das Urteil des BGHs im Wortlaut:
Cofo Entertainment-Geschäftsführer Oliver Forster bezeichnte das Urteil der dpa gegenüber als "richtungsweisend" für die gesamte Branche der Tribute-Shows bzw. Musical-Biografien. Er sei "überfroh", dass der Rechtsstreit beigelegt sei. Forster geht zudem davon aus, dass nicht Turner persönlich die Klage angestoßen habe: Im März 2019 hatte in Hamburg "Tina - Das Tina Turner Musical" mit dem Slogan das "einzige von Tina Turner autorisierte Musical" Premiere gefeiert, und man wolle einem "unangenehmen Mitbewerber am Markt das Leben schwer machen".
Bis vors Bundesverfassungsgericht?
Turners Anwälte wollen ihrer Mandantin gleichwohl raten, eine Verfassungsbeschwerde überprüfen zu lassen, schreibt Die Zeit. Die Sängerin gehörte zuletzt auch zu jenen zahlreichen Musiker:innen, die ihre Rechte an den eigenen Backkatalogen an Unternehmen veräußerten. Der Bertelsmann Music Group war Turners Werk im vergangenen Jahr Medienberichten zufolge geschätzt mindestens 50 Millionen Dollar wert.
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