laut.de-Kritik

Hartes Schlagzeug, fette Gitarren, theatralischer Rock.

Review von

"A warning to the people/ The good and the evil/ This is war". 30 Seconds To Mars schicken eine hammerharte Drohung raus. "We will fight to the death/ To the edge of the earth."

Den Kampf – gegen wen er sich auch richten mag – trägt das Trio mit gewohnten Waffen aus: Hartes Schlagzeuggeballer, fette Gitarrenwände und theatralischer Rock verpackt in ein sphärisches Soundgerüst. Jared Leto mimt zuweilen den Schreihals und begeistert sonst mit seiner ausgezeichneten, melodischen Stimme. Wermutstropfen und bereits bejammert in den Internetportalen dieser Welt: "Ich vermisse sein Make-Up so sehr!!!"

Die Platte eröffnet Leto mit flüsterndem Gesang, seine Fans grölen leidenschaftlich "This is war". Häufig setzen 30stm die live aufgenommenen Gesänge ein, bei der Single "Kings And Queens", "Hurricane" oder "Closer To The Edge". Sie gesellen sich meist stimmig zu den Vocals zwischen Rohheit und Sanftmut.

Auf die Spitze treibt dies "Vox Populi", das die Band als "Liebesbrief an die Fans" bezeichnet. So sparte man sich große Teile eigenen Gesangs und übergab das Zepter an die Groupies.

Oberflächlich betrachtet scheinen ihre Anhänger 30stm sehr am Herzen zu liegen. Daher heckte die Band ein cleveres Goodie aus. Fotos von Fans zieren ein jeweils beigelegtes Extracover, 2000 verschiedene Motive soll es geben. Ob man die unprofessionellen Portraits nun dem Tigercover vorzieht und ob man wirklich etwas davon hat? Als Nicht-Hardcore-Groupie wohl kaum. Ein Booklet hätte besseren Einblick in das Tun von 30stm verschafft – dieses fällt mit zwei Papierbögen aber mehr als mau aus.

Kanye West macht einmal nicht durch Negativschlagzeilen auf sich aufmerksam, sondern mit "Hurricane", einem der besten Songs von "This Is War". Wests Gesänge blieben der Platte wegen Unstimmigkeiten letztendlich fern (das Duett findet man im Internet). Dennoch vernimmt der Hörer den gewissen Kanye-Beat. Gemixt mit den 30-Sekündern ergibt sich ein treibender Song, dem der düstere Text nicht fehlt: "Tell me would you kill to save your life?/ Tell me would you kill to prove you're right?/ Crash, crash, burn./ Let it all burn."

Auch bei "Night Of The Hunter" arbeitet die Gruppe mit elektronischen Elementen. Leto flüstert und kreischt in gewohnter Manier und durchaus gekonnt - die mangelnde Textkreativität überhört man daher wohlwollend. An dem hymnenhaften Stadionrock von "Closer To The Edge" hingegen hätten auch Daughtry oder Bon Jovi ihre helle Freude.

Zuletzt verwirrt "L490". Hier hatte einmal Shannon Leto seine Finger im Spiel. Bandkollege Tomo: "Es ist ein toller Song der Art 'Kopfhörer auf, Welt aus'." "L490" beginnt als ruhiges Instrumentalstück, die Gitarre klimpert - mit etwas Synthie unterlegt - über drei Minuten lang quasi die gleiche Melodie.

Der Track und auch die Platte enden in einem Psycho-Mönchsgebet, das auch auf Papst Benes Platte sein Plätzchen gefunden hätte. Einen Schritt weg von der Massentauglichkeit bewegt sich die Band damit – interessant wirds deshalb aber noch lange nicht.

"To the edge of the earth/ It's a brave new world/ From the last to the first"? Nanana, nicht so überschwänglich, Jungs.

Trackliste

  1. 1. Escape
  2. 2. Night Of The Hunter
  3. 3. Kings And Queens
  4. 4. This Is War
  5. 5. 100 Suns
  6. 6. Hurricane
  7. 7. Closer To The Edge
  8. 8. Vox Populi
  9. 9. Search And Destroy
  10. 10. Alibi
  11. 11. Stranger In A Strange Land
  12. 12. L490

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