laut.de-Kritik

Rap aus Harlem wurde schon mal sehnlicher erwartet.

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Auf den ersten Blick könnte man sich über eine solch schlichte Verpackung der Promo-Version freuen. Weißes Papiercover, dicke schwarze Blockschrift: 40 Cal - Mooga und 16 Tracknamen. Sympathisches Understatement aus dem Hause Dipset? Gibt es denn so was? Nein, gibt es nicht.

Denn das rudimentäre Layout ist wohl vielmehr dem Fakt geschuldet, dass man im (Rap-) Indie-Geschäft auf klare VÖ-Ansagen und -Planung weitgehend verzichtet. Deswegen läuft das hier auch unter Spekulation: "Mooga" ist das offizielle neue Album von 40 Cal, einem der ewigen Talente aus Harlem.

Auch wenn ich mir sicher bin, dass 40 Cal gerade vergangenen Monat "The Yellow Tape" releast hat. Nun, Verwirrung herrscht im Dipset-Kosmos ja nicht nur hinsichtlich der Veröffentlichungspolitik. Oder hat jemand eine Ahnung, wo Camron abgeblieben ist?

Um ehrlich zu sein: Gun Rap aus Harlem wurde schon mal sehnlicher erwartet als in Zeiten, in denen Lil Wayne eine Million Platten in der ersten Woche absetzt und Rick Ross' Prachtplauze von den Covers der Szene-Magazine blitzt. Aber wollen wir mal nicht so sein. Immerhin waren Gerüchte im Umlauf, dass die Hälfte der Rapper hierzulande, nach Dipset auf deutsch klingt. Lohnt es sich also, "Mooga" und ein Englisch/Deutsch-Wörterbuch anzuschaffen?

Will man sich mit dem Stand einer vergangenen Dipset-Hochzeit zufrieden geben: Ja. Hat man hehrere Ansprüche, dann nicht. Denn "Mooga" beweist einmal mehr, dass Diplomats-Alben nicht als Selbstläufer-Gesamtprodukt funktionieren, sondern nur dann überdurchschnittlich sind, wenn etwa ein Camron grenzwertig über seinen pinken Nerzmantel schwadroniert oder ein Jim Jones die Hymnen auspackt. Alles andere ist und bleibt Durchschnitt, der so lange satt macht, wie ein Burger von der Fast Food-Theke.

Aber bleiben wir bei 40 Cal: Dröge E-Gitarren-Riffs leiten die ganze Chose ein, und der Protagonist bringt die Misere der Posse auf den Punkt: "Somebody tell Cam and Jim to please stop beefing!" Ja, schön wärs. Aber bis dahin müssen wir uns wohl mit weiteren, längst ausgelaugten Knarrenklicken-Beats zufrieden geben ("Shooters On Deck"). Oder aber dem obligatorisch bedrohlichen Synthie-Orchester-Gewitter, auf dem gegen alles und jeden der Krieg erklärt wird ("Movie Shoot").

Der synthetische Faden zieht sich weiter durch die "I Get Money"-Allegorie "Ten Stacks", bis er schließlich sehr viel interessanter als G-Funk-Fiepen über das akzeptabel überladene "Harlem Shuffle" eiert. Der Auftritt von J.R. Writer lockert die einseitige Veranstaltung zusätzlich auf und macht schließlich die Bühne frei für die britische Dipset-Korrespondenz S.A.S. ("Hustlas Anthem").

Hier kracht es noch mal ordentlich. Musikalisch mit spärlichem Druck-Bass, Chopped and Screwed-Hook und Potenz-Sample, inhaltlich in bester Schwanzvergleich-Manier. Im gleichen, wenn auch deutlich expliziteren, Jargon bleibt die Frauenverachtende Schmusenummer "Googa Googa", die man sich in unseren Breiten nicht als Vorbild nehmen sollte. Ein Bite-Vorwurf von Seiten des Maskenmannes wäre die logische Konsequenz.

Ansonsten, keine wichtigen Vorkommnisse: Eine eigentlich ansprechende, weil schräge Latinelemente beinhaltende, Laid Back-Nummer, die dem Hörer aber als Reggaeton verkauft wird ("Cuarenta"). Eine ganz klassische Harlem Soul-Sause mit halb-ernster Thematik ("Grown Man Bills").

Poppiger Funk mit hochgepitchtem Nerv-Refrain ("Heatin’ Up") und dunkler, von Sonar-Geräuschen durchzogener Keller-Rap ("Bars Of Death"). Noch was? Ach ja, eine solide, wenn auch unaufregende Rap-Vorstellung von 40 Cal über die gesamte Länge.

Trackliste

  1. 1. 40 Intro
  2. 2. Shooters On Deck
  3. 3. On My Shit
  4. 4. Movie Shoot
  5. 5. Ten Stacks
  6. 6. Rewind That
  7. 7. Harlem Shuffle
  8. 8. Hustlas Anthem
  9. 9. Googa Googa
  10. 10. Cuarenta
  11. 11. New Beginning
  12. 12. Grown Man Bills
  13. 13. Heartbeat
  14. 14. Heatin' Up
  15. 15. Memories
  16. 16. Bars Of Death

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16 Kommentare

  • Vor 15 Jahren

    mir unverständlich, warum ihr hier leute wie 40 cal ein künstlerprofil gebt und verdienten und weltklasse leuten wie one be lo oder dem gesamten binary star projekt überhaupt nichts (Binary S album zählt zu den besten rap alben des neuen jahrtausends und auch in einer liste der besten insgesamt gern gesehener gast- aber das zählt wohl nicht.. lachhaft)

    das predige ich nun schon seit langem.die liste lässt sich noch weiterführen aber gerade senim und die onemanarmy müssten eigentlich schon hier zu finden sein

  • Vor 15 Jahren

    naja vllt. weil dieses ganze binary-ding nicht so wirklich burner ist, wie man behauptet, außerdem, warum sollte man jemandem ein künstlerprofil geben, der nicht mal an die redaktion platten schickt?

  • Vor 15 Jahren

    ja wenn man auf south steht kann einem natürlich feinster underground-rap nicht gefallen
    binary star stellt rap und lyric-technisch(die beats sind natürlich auch weltklasse) alle kommerzrapper all over the planet in den schatten

    außerdem muss one be lo etc nicht zwingend platten an laut schicken um sich ein künstlerprofil zu verdienen. wenn man schon einen auf u-ground macht mit z.b digable plantes in den künstlerprofilen, dann muss man auch das masters of the universe oder zumindest den bekannstesten rapper dieses projekts, der wie gesagt die meisten rapper in die tasche steckt-würdigen