laut.de-Biographie
Cam'ron
Trotz langer Tradition in der afroamerikanischen Musik-Geschichte hat New Yorks Stadtteil Harlem kaum ein wahres Rap-Aushängeschild hervorgebracht. Big L stirbt bevor er Harlem wirklich representen kann und Puff Daddys Nuschelweichei Mase predigt seit Jahren nur noch von der Kanzel. Bleibt mit Cam'ron, alias Killa Cam, ein einziger Hoffnungsträger übrig, der sich 2002 anschickt, sein Heimatviertel endgültig auf die Rap-Landkarte zu bringen.
Cam'ron wird 1976 in Harlem, New York als Cameron Giles geboren. Seine Jugend prägt das Ghetto. Mit Basketball versucht er, der Armut des Alltags zu entkommen, was in der High School auch prima klappt. So schafft er es immerhin zu einem All-American-Aufbauspieler, der den späteren NBA-Star Stephon Marbury in einem Spiel nur ganze vier Punkte gestattet.
Doch der Traum vom Leben als Profisportler platzt wie eine Seifenblase, da seine Schulnoten nicht den akademischen Ansprüchen der Topcolleges genügen. Nach einem kurzen Abstecher an eine kleine Uni in Texas findet sich Cam kurz darauf auf den Straßen Harlems wieder.
Nebenbei greift er - wie so viele andere - zum Mic. Seine ersten Gehversuche als Killa Cam landen auf den legendären Mix-Tapes des DJ Clue. Zusammen mit seinen alten Schulkameraden Murder Mase, Big L und Rapper Bloodshed (R.I.P.) gründet er die Formation Children Of The Corn. Jener Mase stellt Cam dann dem King Of New York, Notorious B.I.G., vor.
Als er von Cam darauf in Grund und Boden gereimt wird, ruft Biggie sofort seinen Partner Lance "Un" Rivera an. Dieser nimmt Cam'ron bei seinem Untertainment-Label, einem Epic-Ableger, unter Vertrag. Erstes Ergebnis ist sein Debüt "Confessions of Fire", welches mit tatkräftiger Unterstützung von DMX, Usher, Jermaine Dupri, Kelly Price und Mase zum Gold-Erfolg wird.
Eastcoast-Beats gepaart mit seinem markanten Flow sind 1998 einfach der Shit. Mit Auftritten bei DMX, Lord Tariq und Peter Gunz sowie als Ghostwriter für Lil' Kim festigt er seine Stellung im Rapgame.
Sein zweites Album "S.D.E." läßt jedoch lange auf sich warten. Untertainment geht pleite, Epic legt die Platte trotz Features von ODB, Prodigy, Destiny's Child und Noreaga, erst einmal auf Eis. Daraufhin beendet Cam die Zusammenarbeit mit Epic.
"Ich habe Epic verlassen, weil sie es nicht schafften mein Album vernünftig zu promoten. Ich habe noch eine dritte Platte für Epic aufgenommen, aber ihnen gefielen die neuen Songs nicht. Daraufhin habe ich nicht gearbeitet, so dass es für sie leichter war, mich los zu werden." Als Abschluss der Geschäftsbeziehungen zwischen Cam'ron und Epic, veröffentlicht der Major die Best Of-Compilation "Harlem's Greatest".
Cam'ron ordnet sein Leben neu. Über Jugendfreund und neuen Manager Damon Dash, seines Zeichens Partner von Jay-Z, kommt er 2001 bei dessen Roc-A-Fella Records unter Vertrag. Zusätzlich unterschreibt er noch einen zwei Millionen Dollar schweren Deal für sein eigenes kleines Label Diplomat, auf dem Juelz Santana, Freekey Zeekey, Hell Rell, J.R. Writer und Jim Jones am Start sind.
Da schnelles Arbeiten des schnellen Dollars wegen bei The Roc groß geschrieben wird, soll sein neues Album "Come Home With Me" bereits im Sommer 2002 in den Läden stehen. Als Produzenten gewinnt er die Roc-Riege, angeführt von Just Blaze. Am Mic unterstützen ihn unter anderem Jay-Z, Beanie Sigel sowie seine Diplomats-Leute.
Cam ist und bleibt Workaholic. So betreibt er außerdem den Getränkeladen CNG Liquor in Harlem mit seiner Mutter Frederika. Zudem spielt er im Gangsterfilm "Paid In Full" die Rolle des berühmt-berüchtigten New Yorker Ganoven Alpo, der ihn eigens für die Rolle aussucht.
Mehr und mehr avanciert die Diplomats-Posse zu einer richtigen Bewegung. Mittendrin Cam, der in Folge, neben etlichen Dipset-Mixtapes, seine Album "Purple Haze" (2004) veröffentlicht. Der ganz große Wurf gelingt ihm nicht, aber immerhin reicht es, um einen Streit mit dem Chef und dem ehemals besten Freund vom Zaun zu brechen. Erst bekommt Sandkastenkumpel Mase sein Fett weg, dann ist Boss Jay-Z dran, den Cam unter anderem für den Misserfolg seines Albums verantwortlich macht.
Da kommt der Split zwischen den Roc-A-Fella-Bossen Dame Dash und Jigga gerade recht: Cam verlässt mit Damon Dash wütend das Roc-A-Haus. Dem nicht genug: Im Oktober 2005 wird Cam an einer Ampel in seinem Lamborghini angeschossen, kommt aber mit einem Streifschuss davon.
Dem Split mit Roc-A-Fella inklusive dem nachfolgenden Zwist mit Jay-Z und dem Drive By-Shooting folgt das mediokre "Killa Season" über Asylum Records, das mit dem gleichnamigen Hollywood-Film (Cam in der Hauptrolle!) beworben wird. Tatsache ist aber: Cameron Giles muss den Weg für seine Kumpels frei machen.
Juelz Santana kommt groß raus. Jim Jones verabschiedet sich im Jahr 2006 endgültig von seinem Dasein als Diplomats-CEO, schreitet selbst hinters Mikro und hat mit "Fly High" einen der größten Dipset-Hits überhaupt. Cam verschwindet von der Bildfläche – ob aus freiem Willen oder wegen drohendem Karriere-Aus bleibt ungeklärt.
Im Frühjahr 2009 lüftet Cam überraschend das Geheimnis seiner langen Abwesenheit. Die Mutter lag im Sterben, was Cam sogar davon abhielt, auf 50 Cents Diss-Attacken gebührend zu reagieren. Für die Rückübernahme des Spiels soll im Frühjahr 2009 Album Nummer sieben "Crime Pays" sorgen.
Was trotz 23 Tracks gänzlich in die Hose geht. Ein Cover bei den US-Kollegen von XXL, ein Auftritt im pinken Land Rover in Harlem und der einstige Rap-Superstar im Nerzmantel ist sogleich wieder verschwunden. Es scheint als kämpfe der Markenname Dipset mit der G-Unit um den Titel der am tiefsten gefallenen Rap-Crews der Post-Millennium-Ära.
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