laut.de-Kritik
May the funk be with you.
Review von David Maurer"Ich wollte mit Dam zusammenarbeiten, weil ich immer danach strebe, Großartiges zu erschaffen", sagte Snoop Dogg dem Rolling Stone über sein neues Projekt mit Produzent Dam-Funk. Mit dem gleichnamigen Album hat das neu gegründetete Duo 7 Days Of Funk durchaus Großes geschaffen.
Schon in "Hit Da Pavement" bringt Snoop das G zurück in den Funk. Sein lässiger Flow und Dams Beat erinnern unweigerlich an Werke wie "Doggystyle" oder Dres "The Chronic". Die Hook sorgt dann endgültig für nostalgische Gefühle: "Niggas hit da pavement / When I come through slow / In a 6-4 hanging out the window."
Aber der Doggfather cruist nicht allein im '6-4' durchs Viertel, sondern holt sich ein paar alte Bekannte in den Chevy. Für einen "Ride" ist Kurupt immer zu haben, und spätestens, wenn in "Systamatic" mit Daz Dillinger auch das zweite Tha Dogg Pound-Mitglied einsteigt, klingt "7 Days Of Funk" deutlich mehr nach Compton als nach Bootsy Collins.
Diesen Eindruck bestätigt auch "Do My Thang", das in der Hook mit Synthies à la "Nuthin' But A G Thang" die goldenen Zeiten des G-Funk wieder aufleben lässt.
Ansonsten streut Snoop aber nur vereinzelte, kurze Rap-Parts ein. Meist singt er sich mit zurückgelehntem Flow durch die Songs:"Me and Dam-Funk / We capture the funk." Dem kann man nur zustimmen. Was Dam mit elektronischen Drums und Bässen veranstaltet und mit gezieltem Einsatz am Synthesizer verfeinert, lässt sich wohl schlicht mit dem Wort 'funky' beschreiben.
Besonders "Faden Away" bleibt im Ohr und regt ab der ersten Sekunde zum Kopfnicken an. Als Single veröffentlicht, kündigte der Track das Projekt offiziell an und versprach keinesfalls zu viel. "Let It Go" greift den Sound des Vorab-Tracks auf. Die fetten Bässe und die gehauchten Lyrics sorgen für leichten, irgendwie sympathischen Kitsch. Lediglich die trashigen Gitarren-Riffs gegen Ende hätte Dam gerne in der Schublade lassen dürfen.
Zugegeben: Mit gerade einmal sieben - inklusive Bonustrack: acht - Songs ist "7 Days Of Funk" sehr kurz geraten. Natürlich heißt es im Titel nicht umsonst "7 Days", ein paar Tracks mehr hätten es trotzdem sein dürfen.
Der geringe Umfang des Albums sorgt aber auch dafür, dass die Platte ein durch und durch kurzweiliges Vergnügen bleibt, das das Funk-Thema zu keinem Zeitpunkt ausreizt oder gar überstrapaziert. Stattdessen geht Snoop auf den acht Tracks in Dam-Funks lässig groovenden Beats voll auf und lässt keinen Zweifel daran, dass er den Funk im Blut hat - was nicht wirklich überrascht.
"7 Days Of Funk" bietet demnach nichts Unerwartetes, sondern entpuppt sich als das, was man eben von Snoop erwartet, wenn er eine Platte mit Dam-Funk produziert. Anders als bei seinem etwas holprigen Reggae-Ausflug mangelt es dem Doggfather in einem Genre, in dem er sich ohnehin zu Hause fühlt, auch nicht an Glaubwürdigkeit.
So erfindet das Duo den Funk zwar weder neu, noch setzt es einen Genre-Meilenstein. Aber 7 Days Of Funk liefern mit dem gleichnamigen Album nicht einfach nur eine Kopie, sondern eine sehr coole Hommage an einen prägenden Musikstil des letzten Jahrtausends.
Unterdessen hat Snoop bereits angekündigt, seine ursprüngliche Identität immer mal wieder anzunehmen, was auch bereits einige Mixtape-Veröffentlichungen belegten. Bis dahin heißt es aber: "May the funk be with you."
5 Kommentare mit 11 Antworten
Gibts nichts zu haten (außer vielleicht den verwirrenden, aber vernachlässigbaren Einsatz von Autotune), das Ding is killer! Die Produktion könnte besser gar nicht sein und Snoops Laidback-Flow kommt auf solchen Beats einfach so perfekt.
nettes album! smoooooth. kann man für eine chill-session bedenkenlos empfehlen
Geil. Wer mit Doggystyle groß geworden ist fühlt sich unweigerlich an seine Jugend zurück erinnert.
Geht mir zumindest so. Basketballplätze, Schulhöfe, Pager statt Smartphones und Mountain Bikes, yühaaah!
Auch von mir gibt's 4/5, reiht sich locker im vorderen Drittel von Snoops stattlichem Output ein. Dazu sollte ich vielleicht sagen, dass ich generell großer Snoop-Fan bin, "R&G" neben Eminems TES und "Encore" eines meiner ersten Rap-Alben war und ich seiner Diskografie, insbesondere bis "Tha Last Meal", dementsprechend sehr viel abgewinnen.
Habe keine wirklichen Kritikpunkte, die sehr gelungene Produktion und der gewohnt coole, öfter singende als rappende Doggfather harmonieren perfekt. Auch die recht knappe Laufzeit ist hier kein Manko. Ist doch schön, endlich mal wieder ein Snoop-Release ohne Filler oder Totalausfälle zu haben. Auf jeden Fall rundum empfehlenswert (s.o.), gibt momentan als Snoop-Anhänger ja mal reichlich Gründe zur Freude (s. aktuelle Tapediggaz).
*kann
Yup, bestes Album seit 1993 vom Snoop
2004/5 hast du angefangen? nachholbedarf en masse
Nee, nicht ganz, ich hab noch 2003 angefangen, da kam noch tatsächlich Jay-Zs schwarzes Album als eines der ersten hinzu. Nachholbedarf besteht natürlich immer, aber das klingt bei dir ja so, als hätte ich keinen einzigen Blick zurück gewagt und von da an einfach alle Trends mitgeritten.
das black album ist tatsächlich das letzte jay-z album das mich noch begeistern konnte. war ja auch als eine art abschluss gedacht. ich hab mich sehr gefreut als es weiterging ( war ja auch klar) aber als ich dann die alben hörte war die freude dahin. hab aufjedenfall immer ein komisches gefühl wenn ich das teil höre.
TES ist ebenfalls das letzte eminem-album das ich gut fand. aber meine meinung zu ihm ist ja bekannt: ich finde die slim shady lp beschissen und die marshall matters lp noch akzeptabel.TES wie gesagt gut (aber auch da ist ein gesamter durchlauf schon zu viel), alles andere danach zum vergessen. welch großes talent, welch verschwendung
grad mmII ist unfassbar grossartig geworden, wie kann man das als rapfan verkennen? bezüglich jay z stimme ich aber zu, nach dem black album kamen nur noch verreinzelt gute songs, keine komplett guten alben mehr, mittlerweile auf einer unrat-stufe mit kanye und co.
icytower66 empfehle ich das tolle 213-album von snoop, nate doog und warren g. aber unbedingt im sommer hören.
ich verkenne keinenfalls das talent, das er auch beim aktuellen release beeindruckend an den tag legt. mir ist aber die ganze art auf dauer zu anstrengend und mit seiner beatauswahl war ich noch nie zufrieden
MMLP ist uhnatebar, was geht bei euch???
Was Jigga angeht, sind wir uns wohl recht einig. Das "Black Album" wird immer seinen Platz bei mir haben, hat mich einfach nur geflasht damals als gerade 13-jähriger. Rein künstlerisch betrachtet hätte er sich sein Comeback auf Albumlänge auch schenken können. Da kam nix annähernd Gutes mehr raus - obwohl ich "American Gangster" in seiner Geschlossenheit ganz cool fand - und er wirkt einfach nur noch satt und bemüht, mit Trends mitzuhalten und diese zu setzen.
MMLP und TES mag ich beide sehr, aber TES kam bei mir zuerst ("Without Me" ist übrigens der Song, der mich als erster überhaupt für Rap entflammt hat, auch wenn es dann noch gedauert hat, bis ich mir echt Alben geholt habe... Jetzt aber genug der Bekenntnissse! ) und markiert für mich seinen Zenit. War einfach 'ne runde Produktion und Eminem für mich raptechnisch zu der Zeit unfickbar. Wie übrigens - trotz fragwürdige Beats - auch dieses Jahr wieder.
@berber: Danke für den (guten) Tipp, aber das liegt hier sogar noch irgendwo rum!
ist natürlich immer so eine sache mit den "klassikern". ich hab damals black album zum release geholt als 16jähriger und war damals begeistert von den zeitgleich durchstartenden neptunes-beats. clones ist so ein album was ich sehr oft gehört habe, heute aber weniger aus dem schrank ziehe
black album hat für mich aber klassikerstatus und einige monumentale songs drauf, die das genre mitgeprägt haben. 99 problems z.b, ist einfach nur ein brett und perfekt auf seine stimme /flow zugeschnitten
Ja, das "Black Album" ist auch für mich in jedem Fall einer der Klassiker der letzten Dekade und wäre sogar im Auswahkreis für die einsame Insel, sag ich jetzt einfach mal. Vor allem lyrisch kam er da danach nie wieder hin. Schon sehr schade.
Andere Schlüsselaben meiner Sturm-und-Drang-Phase kann ich mir heute aber wenig bis gar nicht geben, so etwa "Encore" oder auch das unvermeidliche "Get Rich...". War mit Englischkenntnssen in den Kinderschuhen und wenig Überblick teilweise aber auch einfacher, bestimmte Sachen geil zu finden. "Clones" habe ich auch längst totgehört, aber es hat mich immerhin zu Clipse gebracht.
Mag ich, auch wenn man es nicht zu oft hören kann! Schade das nur so wenige Tracks vorhanden sind... 4/5 Sterne